Ankara lässt niemanden im Zweifel, wo seine strategischen Interessen liegen: Gleichzeitig zur Aufwertung der türkischen Rolle in der Allianz gegen den "Islamischen Staat" – die Türkei fliegt nun selbst Angriffe und gestattet gleichzeitig den USA die Benützung von Militärbasen – nimmt sich die türkische Luftwaffe auch PKK-Stellungen vor. Die der PKK nahestehende syrisch-kurdische PYD soll nicht auf die Idee kommen, dass sie von den türkischen Militärschlägen gegen den IS profitieren und ihre Kontrolle über Territorium an der türkischen Grenze in Ruhe konsolidieren kann.

Die türkische Botschaft geht aber auch an das Regime in Syrien, das die PYD, auch wenn diese das nicht zugibt, als Statthalter zu betrachten scheint: Präsident Bashar al-Assad gestand am Wochenende ein, dass seine militärische Stärke nur mehr für "Kerngebiete" ausreicht. Wo die PYD sitzt, haben keine anderen Rebellen Raum – und auch mit dem IS kann Assad insofern leben, als er nicht fürchten muss, dass die internationale Gemeinschaft den IS jemals als legitime Alternative anerkennt.

Der türkische Wunsch nach einer Pufferzone auf syrischem Territorium scheint der Verwirklichung näherzukommen, die USA scheinen dies für die engere türkische Kooperation zumindest als Möglichkeit zu akzeptieren. Und in der arabischen Welt wächst die Überzeugung, dass Ankara das Ziel hat, sich ein Stück Syrien einzuverleiben. (Gudrun Harrer, 26.7.2015)