Hipster brauchen Hüte: Ben Stiller (re.) eifert Adam Driver nach.


Foto: Constantin

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vipmagazin

Wien – Was eine Generation im Inneren zusammenschweißt, ist nur schwer bestimmbar. Doch gerade der Vergleich mit der vorausgehenden fördert genügend Unterschiede zutage, mit denen sich eine vage Identität umschreiben lässt: So wie die Alten wollen wir jedenfalls nicht sein! Für solche feinen Distinktionsmerkmale moderner westlicher Gesellschaften hat der New Yorker Filmemacher Noah Baumbach schon mehrfach Sensibilität bewiesen.

In seiner verkorksten Komödie Greenberg trifft ein Jungvierziger in Gestalt Ben Stillers in L. A. auf eine eigenbrötlerische Haushälterin (Greta Gerwig) und findet über ihre Unverbrauchtheit dann doch nicht zur eigenen Jugend zurück. Und jene Greta Gerwig stand dann in Frances Ha auch im Mittelpunkt eines Films, der eine unbeständige Frau unter Brooklyner Hipsters souverän umschwärmte.

Generationenclash im Mittelpunkt

Nun rückt der Generationenclash sogar in den Mittelpunkt seiner (bisher zugänglichsten) Komödie While We're Young – seichter deutscher Titel: Gefühlt Mitte zwanzig. Ben Stiller und Naomi Watts verkörpern ein Paar in seinen 40ern, das ein wenig den Anschluss an seinen Freundschaftszirkel verliert, als dieser mehr und mehr die Freuden der Nachwuchspflege entdeckt. Josh und Cornelia sind kinderlos geblieben, auf Babyunterhaltung ist man da nicht so erpicht.

Dass ihr liberal-bourgeoiser Way of Life selbst ein wenig in die Jahre gekommen ist und sich im Privaten ein paar Routinen eingeschlichen haben, ist ihnen nur unterschwellig bewusst. Auch Joshs politischer Dokumentarfilm über den Dauerpatienten Amerika, der seit Jahren vor sich hin wuchert, anstatt eine endgültige Form anzunehmen, ist das untrügerische Zeichen einer leicht verschleppten Existenz.

Die Wende kommt, ein klassisches Mittel der Komödie, mit einem scharfen Kontrast. Jamie (Adam Driver) und Darby (Amanda Seyfried) – er Nachwuchsfilmemacher, sie so etwas wie Speiseeiskünstlerin, beide energiegeladene Mittzwanziger und Parade-Hipster – nehmen das Paar mit ihrer Unbeschwertheit ein. Entspannt genießen sie die Angebote des Lebens und sehen dabei auch noch umwerfend gut aus. Wobei Baumbach, selbst 45 Jahre alt, eindeutig Joshs Perspektive teilt: Denn er ist es, der sich von der "Anything goes"-Attitüde der jungen Leute anstecken lässt. Ihre Anerkennung ist Balsam für sein angeschlagenes Ego.

Unterschiedliche Kultur- und Lebensmaximen

Baumbachs Sinn für das komische Potenzial unterschiedlicher Kultur- und Lebensmaximen ist in dieser Phase des Films am vergnüglichsten. Schön etwa, wie sich die Kulturtechniken der beiden Generationen durchkreuzen: Während für die Jüngeren alles Analoge retro-chic ist (und Joshs ganze Existenz in deren Augen vielleicht auch), haben sich die Älteren längst im Digitalen eingerichtet. Dass die Aneignung der Vergangenheit durch Jamie und Darby oberflächlich bleibt und sich einstmals als subversiv geltende Einstellungen heute mit geschäftstüchtiger Selbstvermarktung problemlos vereinen lassen, stellt When We're Young nicht ohne eine Portion Häme aus. Jung zu sein, das bedeutet hier nicht unbedingt, unschuldig zu sein.

Zumindest ist das die Befürchtung, die in Josh spätestens zum Ausdruck kommt, als er sich beim gemeinsamen Filmprojekt mit Jamie ausgebeutet fühlt. In diesem letzten Drittel des Films entgleitet Baumbach die Erzählung stellenweise, zu oft flüchtet er sich, in Ermangelung schlüssiger Alternativen, in die Konvention. Und das hat dann fast den Anschein, als wüsste er nicht so recht, wie sich der Generationenstreit schlichten lässt. (Dominik Kamalzadeh, 29.7.2015)