Ob Velden, Sölden oder Zell am See – alle drei haben mit vielen anderen Tourismusgemeinden eines gemeinsam: Einheimische und Gäste können, wenn sie wollen, auch sonntags einkaufen. Wien ist bekanntlich anders. Außer an Bahnhöfen und vor Souvenirläden, die aber auch nur ein beschränktes Sortiment feilbieten dürfen, müssen die Rollbalken am Sonntag unten bleiben. Könnt ja jemand kommen und was kaufen wollen.

Dass sich Wirtschaftskammer und Gewerkschaft auf ein Packl hauen, um mehr Einkaufsfreiheit zu verhindern, ist seltsam genug. In der Wirtschaftskammer dürften bisher jene das Sagen gehabt haben, die selbst nicht aufsperren, den anderen aber den möglichen Zuverdienst nicht gönnen wollten. Und in der Gewerkschaft, die sich mitunter katholischer als die Katholiken gegeben hat, indem sie den hohen Wert eines gemeinsamen freien Tages für die Familie hervorhob, dürften zudem Ängste vor Lohndumping mitgeschwungen haben. Nun kommt da wie dort einiges ins Wanken. Das ist gut so.

Die Gewerkschaft sollte nicht zuletzt angesichts der hohen Arbeitslosenzahlen ihren Widerstand gegen liberalere Öffnungszeiten aufgeben und dafür kämpfen, dass es auch im Handel Sonntagszuschläge gibt – wie in vielen anderen Branchen auch. Und die Wirtschaftskammer sollte aufsperren lassen, wer aufsperren möchte. Unternehmer wie Konsumenten brauchen eines sicher nicht: Bevormundung. (Günther Strobl, 2.8.2015)