Finalisten des vergangenen Wettbewerbs.

Foto: Bundesheer/Rust

Das FBI hat Probleme, Informatiker zu finden. Grund dafür sind nicht nur die rigiden Background-Checks und Vorschriften bezüglich des Drogenkonsums, die US-Behörde kann auch keine hohen Löhne zahlen. Auch das österreichische Bundesheer hat Probleme, IT-Spezialisten zu finden. Wo man die Toptalente nicht von Eliteschulen mit hohen Gehältern abwerben kann, muss man den Nerv auf andere Art treffen. Das versucht man seit einigen Jahren mit der Cyber-Security-Challenge: Im Rahmen des Wettbewerbs können Junghacker ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen und Kontakte zu potenziellen Arbeitgebern knüpfen.

Sechs Länder bei internationalem Wettbewerb

Der Wettbewerb wird dieses Jahr bereits zum vierten Mal von der Cyber Security Austria (CSA) in Kooperation mit dem Abwehramt veranstaltet. Innenministerium, Bundeskriminalamt sowie zahlreiche Sponsoren aus der Privatwirtschaft unterstützen die Veranstaltung. Nun stehen die diesjährigen Finalisten fest. In den Vorrunden mussten insgesamt 363 Teilnehmer drei Monate lang Aufgaben aus den Bereichen Web, Verschlüsselung, Reverse Engineering, Exploitation und Forensik lösen. Zehn Schüler und zehn Studenten treten nun am 18. und 19. September an, IT-Probleme und -Rätsel zu lösen.

Für die Besten geht es danach weiter zur "European Cyber Security Challenge", bei der dieses Jahr erstmals sechs Länder teilnehmen. Neben Österreich, Deutschland und der Schweiz machen auch Teams aus Großbritannien, Spanien und Rumänien mit.

Internationale Karriere?

Für die Teilnehmer könnte sich so eine internationale Karriere anbahnen. Die Veranstalter würden die Talente natürlich lieber im Land halten. Der Mangel an IT-Spezialisten in Österreich ist seit Jahren bekannt. Laut Oberst Walter Unger, Leiter der Abteilung Cyber Defence im Abwehramt, gibt es diese Probleme auch beim Bundesheer. Finanzielle Anreize wie in der Privatwirtschaft könne man aufgrund der Budgetvorgaben nicht bieten. Im Rahmen des Präsenzdienstes gebe es für Nachwuchs-IT-Experten allerdings eigene Betätigungsfelder und Ausbildungsmöglichkeiten. So gibt es das Wahlmodul "Cyber-Sicherheit" mit Aufgaben in den Bereichen IT- und Netzwerksicherheit.

Ausdauernd und teamfähig

Das Thema Ausbildung ist ein wunder Punkt. An der Schule könne man das Wissen, das zum Lösen der Aufgaben der Challenge benötigt wird, jedenfalls nicht lernen, meint Finalistin Lisa. Sie war bereits im vergangenen Jahr beim Siegerteam und hat sich auch 2015 wieder qualifiziert. Man müsse sich alles selbst antrainieren und recherchieren und viel Ausdauer zeigen. Die Motivation und Fähigkeit, sich tage- oder wochenlang mit einem Problem auseinanderzusetzen, wird später auch im Beruf von Vorteil sein.

Wer Gewinner der Challenge anwerben will, muss jedenfalls nicht fürchten, sich einen lichtscheuen, soziophoben Hacker ins Unternehmen zu holen. Mit solchen stereotypen Klischees, wie sie in Filmen gern verbreitet werden, haben die Teilnehmer nichts gemein. Die Aufgaben im Finale können nicht allein gelöst werden. So müssen sie in Fünferteams Schwachstellen in Programmen aufspüren, um auf geschützte Informationen zugreifen zu können. Dazu sind Teamfähigkeit und soziale Kompetenzen gefragt. (Birgit Riegler, 4.8.2015)