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Sie sind nicht so nah mit uns verwandt wie Menschenaffen, kommen aber gleich danach: Gibbons.

Foto: AP Photo/Chicago Zoological Society, Jim Schulz

London – Bei der Aufzählung unserer näheren Verwandten unter den Primaten werden sie meistens vergessen: Die "Kleinen Menschenaffen" oder "lesser apes", kurz: die Gibbons. Auch diese in Südostasien lebende Familie zählt aber zu den Menschenartigen (Hominoidea) und ist die Schwestergruppe der Menschenaffen. Die beiden Gruppen dürften sich vor etwa 17 Millionen Jahren auseinander entwickelt haben.

Heute werden die meisten der 15 Gibbon-Arten wegen Verlust ihres Lebensraums durch Abholzungen als gefährdet eingestuft. Um weitere Einblicke in die langfristige Entwicklung der Gibbon-Populationen zu gewinnen, sind Wissenschafter der Zoological Society of London (ZSL) nun auf einen neuen Ansatz gestoßen: Sie wollen alte chinesische Archive nach Erwähnungen von Gibbons durchforsten.

Datenschatz

Als Quelle werden die Aufzeichnungen lokaler Verwaltungsbehörden herangezogen, die vom 20. Jahrhundert bis in die Zeit der Ming- und Qing-Dynastien zurückreicht – insgesamt also etwa 400 Jahre. Man weiß, dass Gibbons zu Beginn des zweiten Jahrtausends noch in einem Großteil Chinas lebten – heute kommen sie nur noch im äußersten Südwesten des Landes vor und sind stark gefährdet.

Anhand der Archivdaten wollen die Forscher zurückverfolgen, wie der Lebensraum der Baumbewohner im Lauf der Jahrhunderte geschrumpft ist und wie sie der Reihe nach aus den einzelnen chinesischen Präfekturen verschwanden.

Die Forscher um Samuel Turvey verweisen auf den bislang kaum genutzten Schatz an Umweltdaten, der in den umfassenden historischen Archiven Chinas schlummert. Daraus ließen sich Einsichten über ökologische Zusammenhänge gewinnen, die vielleicht auch bei der Abmilderung heutiger Umweltprobleme von Nutzen sein könnten. (red, 16. 8. 2015)