Wer die Erde retten will, muss sich auch im Weltall umschauen, wenngleich die kosmische Strahlung ihre Spuren hinterlässt. Als "Fantastic Four" kämpfen die Auserwählten fortan gegen einen fulminanten Bösewicht.

Foto: Twentieth Century Fox

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20th Century Fox

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vipmagazin

Wien – Die Arbeiten an der Teleportationsmaschine laufen auf Hochtouren. Sie soll auch Menschen transportieren können – auf andere Planeten, in eine andere Dimension. Expansion und Exploration gehen Hand in Hand, denn auf der Erde wird es zu eng und die Siedlungsgeschichte soll fortgeschrieben werden. Vor allem aber will man die Russen in die Schranken weisen. Vier Jahre nachdem Sputnik 1957 die sowjetische Raumfahrt beflügelt, sollen nun die ersten Menschen in die Erdumlaufbahn – das ist eine deutliche Kampfansage. Da muss ein Neil Armstrong her, um die Geschichte fortzuschreiben vom Fantastischen, von den Vereinigten Staaten als Supermacht.

Der Kalte Krieg war längst entfacht, als Stan Lee und Jack Kirby bei Marvel Comics 1961 Die Fantastischen Vier veröffentlichten, und noch heute hallt nach, was die beiden kreativ inspirierte und sie nicht Superhelden, sondern Menschen mit Superkräften – und mit Fehlern – erschaffen ließ.

Vergebene Chancen

Zweieinhalb kläglich versandete Adaptionsversuche für das Kino gab es bereits: Der deutsche Produzent Bernd Eichinger plante 1994 gemeinsam mit B-Movie-Legende Roger Corman eine Billigstverfilmung unter einer Million US-Dollar; der Film kam nie ins Kino. 2005 wagte das Studio Twentieth Century Fox den nächsten Versuch, legte 2007 mit Fantastic Four – Rise of the Silver Surfer sogar noch eine Episode nach und scheiterte auch damit. Mit dem jungen Regisseur Josh Trank (Chronicle) versuchte man nun, das aktuell beliebte Konzept, Independent-Filmemacher mit Blockbustern zu beauftragen, erfolgreich umzusetzen. Doch schon während der Dreharbeiten gab es Probleme: Trank, so wurde in Umlauf gebracht, gelte als unentschlossen und als nicht teamfähig. Das Studio zog die Notbremse, heuerte drei neue Autoren an und ließ wichtige Teile des Films kurzfristig noch einmal drehen. Trank reagierte trotzig: "Vor einem Jahr", so publizierte er in einem inzwischen gelöschten Tweet, habe er "eine fantastische Version des Films gehabt, die großartige Kritiken bekommen hätte. Die werdet ihr nun leider nie sehen."

Choleriker mit Rüstung

Ob Segen oder Fluch – diese feine Linie findet in der nun vorliegenden Filmversion nicht einmal der versierte Dr. Doom (Toby Kebbell), der ewige Widersacher des Quartetts, ein cholerischer Alleinherrscher und ehemaliger Studienkollege des nicht minder genialen Wissenschafters Reed Richards (Miles Teller). Im Comic regiert er im fiktiven Balkan-Mini-Staat Latveria, trägt meist eine Spezialrüstung, die ihn so gut wie unverwundbar macht und die er sich in Tibet anfertigen ließ, und geht seiner Lieblingsbeschäftigung nach: dem Versuch, die Fantastischen Vier zu eliminieren.

Im Film darf er als abtrünnig gewordenes, ursprünglich fünftes Rad am Wagen erst im letzten Drittel fulminant auftreten, um sein Reich gegen alle Eindringlinge zu verteidigen. Ausgerechnet in seiner letalen Aggression ist er ein willkommener Energieschub für dieses Prequel, das sich bis dahin dröge durch die Vorstellung der vier Kerncharaktere schleift und in oberflächlicher Typologisierung und gut gemeinter zeitgenössischer Diversifizierung zum Erliegen kommt.

Das nerdige Wunderkind Reed Richards (Miles Teller), sein Freund Ben Grimm (Jamie Bell), die frostige Sue Storm (Kate Mara) und ihr rebellischer Bruder Johnny (Michael B. Jordan) werden als Team mit der Entwicklung eines Teletransporters von Johnnys Vater Dr. Franklin Storm betreut. Doch bei einer unerlaubten Expedition mit dem unausgereiften Produkt werden sie von kosmischer Strahlung getroffen und mutieren nachhaltig: Richards wird zum endlos dehnbaren Mr. Fantastisch, Ben zum steinernen Muskelprotz mit weichem Kern (Das Ding), Johnny zur menschlichen Fackel und Sue – immer noch Geschlechterrollen bezeichnend – zur Unsichtbaren.

Fantastic Four endet nach hundert Minuten Talent- und Geldverschwendung mit einer Firmengründung im Dienste der Menschheit. Wie sangen Fanta 4 einst: "Ohne Sinn und ohne Zweck / Dreck wie ein ungedeckter Scheck". (Alexandra Zawia, 14.8.2015)