Jeden Tag wandern. Den ganzen Tag. Gelegentlich ein Bächlein, ein paar Kühe, Pilze, Eierschwammerln. Das ist Urlaub. Regentage? Egal, die Luft ist gut, da wachsen die Schwammerln besser. Paradiesisch! Nur halt nicht für alle Kinder in jedem Alter. Für unsere beispielsweise nicht (mehr). Wandertage sind mit zunehmender WLAN-Ausrichtung Verhandlungssache geworden. Der Deal: Dazwischen passiert etwas, das sich den Freunden und Schulkollegen auch richtig gut erzählen lässt – im Sinne von cool. Inklusive Bildmaterial – wenn's ein bisserl gefährlich ausschaut: umso besser.

Andenkamele sind in Kärnten schon so gut wie heimisch. Seit den frühen 2000er-Jahren wird dort Lama-Trekking angeboten. Die Touren von Rennweg aus sind leicht zu gehen und für Kinder ab sechs Jahren geeignet.
Foto: Tourismusregion Katschberg/Rennweg/Franz Gerdl

Ach und bitte: keine ewig langen Autofahrten mit Kindern und Hund bis in den richtigen Urlaub für alle. Also ab auf den Skiberg vieler Murtaler, auf den Katschberg. Der hat ja in den vergangenen Jahren zur Familien-Multi-Sommerdestination aufgerüstet. Wesentlich dabei: die Familie Hinteregger mit ihren drei Hotels plus drei Hütten plus einer Bonuskarte für sämtliche Outdooraktivitäten State of the Art. Wolfgang und Isolde Hinteregger übergeben gerade an die drei Kinder und haben mit klarem Ziel aufgebaut: "Wir müssen uns im Tourismus so entwickeln wie die Autoindustrie: Alle drei, vier Jahre etwas Neues."

Outdoor statt Eichendecke

In dicke Eichendecken zu investieren halten die beiden nicht für sinnvoll – für Outdooraktivitäten haben sie Geld flüssig gemacht. Und die "Kuschelalm" (eine Art Mini-Almhütte mit liebevollem Dekor, Heubett, Erotiklektüre und Butler) haben sie eingerichtet, damit die Eltern der rundum betreuten und entertainten Kinder auch mal wieder nicht Eltern sein können. Und zum Heiraten gäbe es ums Eck Österreichs höchstgelegenes Standesamt auf der Gamskogelhütte (1.850 Meter).

All-inclusive light ist in den Häusern Standard. Aber: angemessen im Angebot, nicht zu üppig und ohne ostentatives Überflussgehabe. Toll sind die selbst gemachten Marmeladen in der Früh – Holler mit Ananas ist da unser Favorit. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt.

Am Herzerlweg zur Gamskogelhütte
Foto: Tourismusregion Katschberg/Rennweg

Ungewöhnlich: Kinder – und die Art, wie sie sich bewegen wollen – sind im Familienhotel nicht geordnet in separierte Zimmer gut beaufsichtigt verräumt (der riesige Kuschelbärenhaufen bei der Rezeption löst das erste "Hurra!" aus), sondern familiär ist wirklich familiär. Das gilt auch für den Hund. Dem gefällt das Treiben – auch wenn er noch lieber in der Küche wäre ...

Oder sogar beim Lama-Trekking herumgehüpft wäre. Wir waren nicht sicher, ob die Andenkamele auch zum Hund ganz sanft sind und haben dem Wauwau Zimmerruhe verordnet. Uns selbst dann auch, während die jungen Herrschaften stundenlang Bogenschießen waren und aus dem Hochseilklettergarten kaum mehr herauszukriegen. Mag auch an den wirklich netten Guides gelegen haben.

"Wir sind schon zu groß"

Pritzalm (mit den Ponys und Ziegen) inklusive Marsch auf den Adlerhorst – diese Verhandlungssache war ein Spaziergang: Ja, dann probieren wir die Quads aus. Segway-Bergwandern klang für uns eigenartig, wollten wir aber gerade deswegen mal probieren: ging nicht mehr. Da stand noch die Fischwanderung im Pöllautal (fängst du selber, lässt du braten) davor. Zum eigens ausgeschilderten "Barfußwandern" muss man uns nicht gesondert einladen – aber die Idee ist nett.

Auch ein Quadparcour wird angeboten.
Foto: Tourismusregion Katschberg/Rennweg

Was machen wir noch, was interessiert uns? Man kann nicht in den Hohen Tauern sein und nicht Raften. Und wenn es hier schon Geocaching gibt, dann kann man das nicht einfach auslassen. Die GPS-Schnitzeljagd lässt sich ja quasi tagelang betreiben, innerstädtisch wie auf den Bergen. "Wir sind schon zu groß" fiel dagegen die Bewertung für die Kinder-Sommerrodelbahn aus. Okay, dann nicht. Sieht aber sehr nett aus. Und ihr wart auch mal kleiner, ehrlich!

Käsekurs, Dampfen, Jodeln

Den Käsekurs hätten wir noch gern gemacht – das ging aber nicht, weil es geregnet hatte und die Eierschwammerln folglich laut "hier" gerufen haben. Die vielen Möglichkeiten zum lokal kulturellen Mitmachen, Jodeln, Singen und Musizieren haben auch ohne uns stattgefunden – obwohl uns die Chefin mehrmals eingeladen hatte. Lieber zuhören als selbst singen.

Apropos Schreckensszenario Regentage: Mit Hallenbad (da schreit niemand gleich "Ruhe!"), Dampfkammern und Inhalationsgrotte lassen sich zwei Regentage entspannt verbringen – und es ist ja niemand aus Zucker, so ein kleiner Rundgang geht immer. Und selbst wenn die Kärntner am Katschberg es nicht extra gerne hören: So ein kleiner Sprung hinüber in den salzburgischen Lungau ist ja auch etwas Schönes für die Familie aus der Stadt. (Karin Bauer, 14.8.2015)