Entführt in ihrem Buch "Bei Zugabe Mord" in die Festspielstadt, wo eine Sängerin ermittelt.

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Salzburg – Regionalkrimis gibt es seit Jahrzehnten wie Sand am Meer – was zuletzt dem Feuilleton Anlass zu Polemiken bot. Andererseits stimmt natürlich der alte Sinnspruch der EAV, dass das Böse immer und überall ist. Erst recht in der Provinz, hinter den Fassaden der Bürgereigenheime samt Gartenzwerg-Behübschung. Und ohne Regionalkrimis gäbe es auch nicht so viele darauf spezialisierte Literaturfestivals – etwa (bis 7. 10.) "Mörderischer Attersee" in Oberösterreich.

In den kommenden Tagen gastiert dort – sowie im Rahmen der Landesgartenschau im nahen Salzkammergutkurort Bad Ischl – eine Autorin aus Baden-Württemberg: Tatjana Kruse wuchs in Schwäbisch-Hall auf, wo sie auch heute wieder lebt und arbeitet. Die 55-Jährige begann als Übersetzerin, bevor sie sich in den 1990ern selbst Geschichten von Raub, Mord und Totschlag ausdachte. In ihren frühen Büchern machte Kruse eine Singlefrau, "die Wuchtbrumme", zur Heldin. Später dann den Exkommissar Siegfried Seifferheld aus Schwäbisch-Hall.

Schwarzer Humor

Weil Kruse ein Gespür für schwarzen Humor hat, lässt sie den Protagonisten, der im weiblich dominierten Haushalt nichts zu melden hat, insgeheim irrsinnig gern sticken – und bisweilen ermittelt er dazu noch im Milieu männlicher Strickfans. Auch mit Nadel und Kreuzstich kann gemeuchelt werden. Das Etikett Regionalkrimi sieht die Autorin aber nicht so eng, denn ihre beiden letzten Werke, aus denen sie nun vorlesen wird, verlassen die Ortsgrenzen von Schwäbisch-Hall.

Zum einen ist da die Geschichtensammlung Ein Männlein hängt im Walde, zum anderen hat Kruse für Bei Zugabe Mord eine neue Heldin eingeführt: Die Primadonna Pauline Miller ist eigentlich eine u. a. bei den Salzburger Festspielen engagierte Sopranistin. Als sie eine Drohbotschaft in Form einer toten Maus erhält, dazu noch Sängerkollegen für immer verstummen, nimmt sie die Ermittlungen in die Hand. (Gerhard Dorfi, 17.8.2015)