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Über Paris und Werke von Richard Strauss zur Weltkarriere – der deutsche Opernregisseur Nikolaus Lehnhoff.

Foto: AP / Antonio Calanni

Berlin – Er war der letzte Assistent von Bayreuth-Erneurer und Regisseur Wieland Wagner, er gab sein Debüt 1972 an der Paris Grand Opera mit Richard Strauss' Oper "Die Frau ohne Schatten", Karl Böhm hatte ihn empfohlen. Ein Reisenerfolg war das damals (mit dabei Sänger wie Christa Ludwig, Walter Berry, Leonie Rysanek und James King), und er hatte paradoxerweise zur Folge, dass Nikolaus Lehnhoff, 1939 in Hannover geboren, lange nicht in Deutschland inszenierte.

Auch "der Schlendrian des deutschen Repertoiretheaters" war wohl daran schuld. Lehnhoff hatte ihn während seiner Assistenzzeit an der Deutschen Oper Berlin erlebt, erzählte er einmal. Da waren die Möglichkeiten eines tiefgründigen und genauen Musiktheaters, wie sie ihm vorschwebten, ohne dass Lehnhoff jemals ein wilder Regieumstürzler war, nur eingeschränkt und in Ausnahmefällen möglich.

So landete er, von Wieland Wagner auch ästhetische beeinflusst, auf dem internationalen Parkett, inszenierte an der New Yorker Metropolitan Opera ebenso wie an der Mailänder Scala und wurde lange Jahre vor allem angefragt, wenn es galt, für Mozart, Strauss und Wagner eine Regielösung zu finden.

"Elektra" hat er auch zum Finale der Ära Jürgen Flimm bei den Salzburger Festspiele inszeniert – als düstere Bunkerwelt, dominiert von einer paranoid-ängstlichen Militärgesellschaft. Und die Einstandspremiere von Dirigent Simon Rattle als Chef der Salzburger Osterfestspiele bestritt er mit Beethovens "Fidelio" als routinierter Erzähler.

Natürlich hat er an Repertoirehäusern inszeniert. Eine große Versuchung war dabei das italienische Repertoire, etwa Verdi holte er so in seinen späten Jahren nach. Schließlich habe er in 35 Jahren Arbeit erst eine einzige Verdi-Oper inszeniert, nämlich "Don Carlos" in Zürich. Da gab es aber auch in Glyndebourne einen Janáček zu inszenieren oder in Amsterdam Puccinis "Tosca".

Nikolaus Lehnhoff ist, wie jetzt erst bekannt wurde, bereits am Samstag nach langer Krankheit im Alter von 76 Jahren in Berlin gestorben. Zuletzt hat Lehnhoff im Mai unter Intendant Alexander Pereira an der Mailänder Scala Puccinis Oper "Turandot" inszeniert. (Ljubiša Tošić, 27.8.2015)