Udo Kier in David Schalkos "Altes Geld".

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Wien – Im ORF bestimmen Gerichte und die Rechenkünste der Kaufleute das Programm. In den nächsten Wochen wird geklärt, ob das zum Beispiel David Schalkos auch nicht mehr ganz neue Serie "Altes Geld" trifft, "Landkrimis" oder eine größere "Universum"-Produktion. Jedenfalls ein teures Auftragsformat muss aus dem Herbstprogramm ins nächste Jahr vertagt werden. Schalko und Co. sind wesentliche Kandidaten.

Wie kommen Richter und Kaufleute dazu? Der EU-Gerichtshof hat schon vor längerem entschieden, dass Mitarbeitern (in älteren Dienstverhältnissen) Vordienstzeiten für Ausbildung anzurechnen sind. Der ORF-Betriebsrat verlangt nach eigenen Angaben schon seit 2013 entsprechende Abgeltung – ohne Erfolg. Er klagte schließlich im Frühsommer dieses Jahres – nicht überraschend für das ORF-Management.

Risiko-Rechnung

Für solche Risiken müssen Geschäftsführer Rückstellungen vorsehen – üblich sind, jedenfalls im ORF, zwei Drittel des Gesamtrisikos. Die Kaufmännische Direktion kalkulierte also für das Budget 2015 die Causa Vordienstzeiten ein. Nach STANDARD-Infos mit grob zwölf Millionen Euro – zwei Drittel wären da acht Millionen Rückstellung. Die übrigen vier sollte ein knappes Milliardenunternehmen wie der ORF auch unterwegs im Budgetjahr auftreiben können.

Die Kalkulation aus dem Herbst freilich hielt offenbar der Feststellungsklage beim Obersten Gerichtshof nicht ganz stand: Die ORF-Kaufleute rechneten also im Sommer neu. Das Ergebnis: Es kann merklich teurer werden, als zunächst berechnet. Erklärung aus der ORF-Finanzdirektion: Man habe nach "damaligem Wissensstand" Rückstellungen gebildet, die man nun, nach Einbringen der Klage, erhöht habe.

17 statt zwölf Millionen

Das Risiko wird nun, nach Infos vom Küniglberg, mit 17 und nicht zwölf Millionen bewertet. Daher das vor wenigen Wochen angekündigte, zusätzliche, millionenschwere Sparpaket. Neun Millionen – vier plus fünf zusätzlich – treibt auch der ORF nicht ganz so leicht mitten im Geschäftsjahr auf.

Und daher nun die Notwendigkeit, eine ORF-Großproduktion wie "Altes Geld" ins nächste Jahr zu verschieben. Das große Herbstevent – eine Handvoll Shows und multimediales Feuerwerk – lässt sich schwer verschieben: "60 Jahre Fernsehen" feiert man nun einmal eher im 60. Jahr nach dem Start.

Die Entscheidung über den Streichkandidaten im Herbstprogramm soll eher vor der Klausur der TV-Direktion in der zweiten Septemberwoche fallen, heißt es im ORF. Die turnusmäßige Jahresklausur beschäftigt sich nach STANDARD-Infos neben dem ewig aktuellen Thema ORF 1 auch mit dem Flüchtlings-Schwerpunkt des ORF und gewiss auch dem auffälligen Boom von Informationsprogrammen seit dem Frühsommer. Und den Zielen für kommendes Jahr.

Knapperes TV-Budget

Planen muss die TV-Direktorin Kathrin Zechner wieder einmal sparsamer, auch wenn sie in einem Generaldirektoren- und Direktorenwahljahr wohl lieber aufgeigen würde. Das tut der Generaldirektor – und deshalb dürfte für die TV-Direktion wieder etwas weniger Geld zur Verfügung stehen, auch abseits von arbeitsrechtlichen Prozessrisiken.

Warum weniger Geld? Das Früh(stücks)fernsehen ab Frühjahr 2016, wesentlich bestritten von den Landesstudios, ressortiert bei General Alexander Wrabetz. Nur der ist den Landesdirektoren vorgesetzt. Drei Stunden werktägliches Programm von sechs bis neun Uhr wollen finanziert sein – kolportiert wurden rund sieben Millionen Euro pro Jahr.

Das Geld, oder ein Teil davon jedenfalls, dürfte dem Budget der TV-Direktion 2016 abgehen, zeichnet sich für die Budgetverhandlungen ab. Immerhin: Das Frühfernsehen ist tatsächlich Fernseh-Programm. (fid, 28.8.2015)