Foto: Ullstein

Dass Kommissare ein düsteres Seelenleben haben, ist Krimi-Standard. Erik Winter aus Göteborg ist so ein Exemplar. Als eine Mordserie die Stadt erschüttert, erinnert er sich vage an eine traumatische Situation aus seiner Kindheit. Er kann nicht beschreiben, was passiert ist, aber dieser nicht greifbare Schatten beunruhigt ihn zutiefst. Die Toten scheint indes nichts miteinander zu verbinden, dennoch sind sie alle mit einem Buchstaben versehen. Winter sammelt alle alten Familienvideos der Opfer ein und vergräbt sich in die scheinbar unschuldig-heiteren Erinnerungen unbekannter Menschen. Winter, dem Alkohol zugeneigt, leidet an Depressionen, nicht zuletzt deshalb, weil seine Frau mit beiden Kindern berufshalber in Spanien lebt und auch Winter lieber im freundlichen, warmen Sommer wohnen würde. Edwardsons lakonische Kurzsätze und die schnellen, sparsamen Dialoge verleihen dem Text Dynamik, die im interessanten Kontrast zu den schleppenden Erkenntnisgewinnen steht, und der Showdown weicht wohltuend von den üblichen Szenarien ab. (Ingeborg Sperl, Album, 29.8.2015)