Festivalleiter und Pianist Markus Schirmer

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Graz – Was treibt Musiker an, was lässt Pianisten unentwegt um Werke kreisen und sie neu deuten, was treibt Sie also, Markus Schirmer, an? "Die Arbeit an Meisterwerken ist so anstrengend wie tief beglückend. Wir alle sind nie am Ziel, die Arbeit geht ein Leben lang weiter. Gut so. Es erfrischt, gewährt neue Sichtweisen; Dinge erschließen sich, ordnen sich womöglich wieder neu. Alles bleibt im Fluss und lebendig. Für mich gibt es nichts Schöneres und Spannenderes."

Das Schöne und Spannende wird ab 3. September mit musikalischen Wahlverwandten beim neuen Festival Arsonore auf Schloss Eggenberg gesucht: "Aus der fast 45-jährigen Konzertreihe Eggenberger Schlosskonzerte" hervorgegangen, präsentiert Schirmer "ein auf fünf Konzerttage verdichtetes, hochkarätig besetztes Kammermusikfestival nach einem Artists-in-Residence-Prinzip. Ähnlich wie in Lockenhaus oder bei den 'Spannungen', die Kollege Lars Vogt leitet". Da würden "sich KünstlerfreundInnen treffen, die auf einer Wellenlänge musizieren, um Meisterwerke und Raritäten zu erarbeiten."

Frankreich ist das Generalthema, ist eine Art "roter Faden, der allerdings eher zufällig entstanden ist. In unserem erfolgreichen 'Probekonzert' im Sommer 2014 interpretierten wir – also Sharon Kam, Benjamin Schmid, Clemens Hagen und ich – Messiaens Quatuor pour la fin du temps und Claude Debussys frühes Klaviertrio."

Danach habe man "über die besonderen klanglichen Finessen französischer Kammermusik sinniert" und gemeint, "es gäbe da noch herrliche Schätze zu heben. Danach erstellten wir eine erste Liste mit spannendem Repertoire zusammen."

Ein Highlight des Festivals sei "auch die Einbindung des Grazer Philharmonischen Orchesters unter Chefdirigent Dirk Kaftan. Um dieses zur Eröffnung in voller Prachtbesetzung an einem akustisch phänomenalen Aufführungsort präsentieren zu können", wandert das neue Festival in die Helmut-List-Halle. Da wird dann auch das "möglicherweise in Österreich noch nie aufgeführte dritte Klavierkonzert des Franzosen Louis Ferdinand Herold, eines Zeitgenossen Beethovens, interpretiert – und dies vom jungen französischen Ausnahmepianisten Selim Mazari."

Insgesamt kommen Werke von André Jolivet, Ernest Chausson, Francis Poulenc, Henri Dutilleux, Jean-Marie Leclair, Darius Milhaud, Claude Debussy und Maurice Ravel zum Zug. Neben seiner Funktion als Festivalleiter wirkt Schirmer natürlich als Interpret mit – eine heikle Doppelbelastung? "Eine kompakte Festivalwoche ist rein logistisch eine enorme Herausforderung. Am Abend mit so lieben und künstlerisch über jeden Verdacht erhabenen Freunden auf der Bühne stehen und musizieren zu können lässt jedoch jeglichen Stress vergessen."

Wobei auch die Kulinarik sicher indirekt mithilft. "Mit Richard Rauch, von Gault Millau zum 'Koch des Jahres' gekürt, steht ein wahrer Meister am Herd." (Ljubisa Tosic, 2.9.2015)