Wie üblich blickt die Ars Eletronica in die Zukunft. Heuer fragt sie danach, wie die kommenden Städte beschaffen sein werden, wie, wo und was Menschen angesichts der fortschreitenden Roboterisierung der Produktionsprozesse arbeiten werden.

Der Titel Post City darf durchaus ironisch-spielerisch verstanden werden. Einerseits als "Stadt nach der Stadt" wie wir sie bis jetzt kennen, andererseits gehört zu den Zukunftsprojekten auch, dass die Post per Drohne zugestellt wird. Und das Festivalzentrum befindet sich im alten Postverteilerzentrum beim Linzer Hauptbahnhof – quasi eine Erinnerung an die analoge Welt von früher. Zu all den Vorhaben, zu Infrastruktur, Nachhaltigkeit, Mobilität, zu den sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Aspekten gibt es Ausstellungen, Themensymposien, Performances, Konzerte, Filme in Hülle und Fülle. Etwa bei der Großen Konzertnacht am Sonntag in der Post City, wenn dort das Bruckner-Orchester Coplands Music For A Great City spielt.

Den Ort beschallen zudem Wolfgang Fadi Dorninger mit Post City – An Aural Fiction sowie Bertl Mütter mit seiner Posaune und Gitarrist Karl Ritter mit Feedback-Drone. Weiters spielt Maki Namekawa zu einer Echtzeitvisualisierung von Cori O'Ian Klavieretüden von Philipp Glass. Bei der morgigen Eröffnung erklingen Mütters Nebelhörner, Rupert Huber lässt dann das Klavier in ein horizontales elektronisches Feld kippen. Danach wird es bei Peter Androsch und Anatol Bogendorfer hochaktuell und politisch, wenn sie mit der Diaspora-Maschine auf die Flüchtlingswellen vor den Küsten der Festung Europa hinweisen.

Retro wird an den Filmpionier Alexander Hans Puluj erinnert, der 1949 das erste Linzer Kino für Filme mit Kunstanspruch gründete und später eine Produktionsfirma mit den Schwerpunkten Trick-, Industrie- und Tourismusfilm. Die Klangwolke am Samstag geht mit Hubert Lepkas Lawine Torrèn in Stifters Hochwald zum Tanz der Bäume. (dog, 1.9.2015)