Die Initiative widmet sich humoristisch dem "Kampf gegen sinnfreie Inserate" aus öffentlicher Hand

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Sie sind in jeder Zeitung, jedem Magazin in Österreich zu finden: Inserate öffentlicher Stellen, in denen über neue Entwicklungen informiert wird. Doch nicht alle Bürger verstehen, was da eigentlich gerade beworben wird. Ein neuer Satire-Account namens "Der Staat informiert" sammelt nun die "sinnfreiesten" Inserate, um sie auf Twitter und Facebook gesammelt zur Schau zu stellen.

Konkurrenzfrei werben

Besonders regen die Betreiber der Initiative dabei Inserate jener Stellen auf, die ohnehin keine Konkurrenz haben: Etwa die Wiener Linien als U-Bahn-Betreiber oder Wiener Gemeindebauten.

"Tägliches KAV-Inserat"

Einen besonderen Narren hat die Seite dabei am Wiener Krankenanstaltsverbund (KAV) gefressen: "Unser tägliches KAV-Inserat gib uns heute", heißt es etwa in einigen Tweets. Oder, analysiert: "Reiner Zufall, dass wir ein 5-Jahres-Werbebudget ein paar Wochen vor einer Wahl rausblasen. Ehrlich".

Sechsköpfiges Team

Begonnen hat die Initiative als Kreis kritischer Bürger, die sich gegenseitig "lustige Inserate" hin- und hergeschickt haben. Mittlerweile besteht das Team aus sechs Personen, wobei sich nicht alle Mitglieder persönlich kennen. Untersucht werden fast alle Tageszeitungen und Magazine, einzig bei den Zeitungen aus den Bundesländern hapert es noch. In der Früh werden die besten Inserate gesammelt, anschließend werden sie getwittert.

"Themen an Haaren herbeigezogen"

Was man bemerkt, wenn man die ganze Masse an Inseraten beobachtet? "Ich bin oft überrascht, wie sehr die Themen und Sujets an den Haaren herbeigezogen sind", so einer der Betreiber zum STANDARD. Fast kein Inserat sei sinnvoll, als Ausnahmen nennt die Initiative Informationen zu Asyl oder Frauenhäusern. "Unserer Meinung nach sollte die öffentliche Hand keine Inserate schalten dürfen. Politik sollte Menschen über Pressearbeit ausreichend informieren können", so die Initiative.

Betreiber: "Ist scheiternde Korruption"

Sie sieht in der Schwemme an Inseraten eine "scheiternde Korruption" und vermutet, dass sich die Politik damit gute Berichterstattung kaufen will. Doch diese "bemerkt gar nicht, dass das kaum etwas nutzt. Es wäre lustig, wenn es nicht so traurig wäre". Tatsächlich gab es in den vergangenen Jahren heftige politische Auseinandersetzungen rund um Regierungsinserate. Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) war vorgeworfen worden, Amtsmissbrauch und Untreue im Zuge von Inseratenschaltungen in Boulevardmedien begangen zu haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelte, ob Faymann als Infrastrukturminister ÖBB und Asfinag zu Inseraten gezwungen habe, das Verfahren wurde jedoch eingestellt.

Kopfverbot und mehr Transparenz

Als Reaktion auf die sogenannte "Inseratenaffäre" war dann ein Medientransparenzgesetz erlassen worden, das Inseratenschaltungen nachvollziehbarer machen sollte. Unter anderem dürfen nun im Zuge des "Kopfverbotes" Regierungsmitglieder nicht mehr abgebildet werden. Die Inseratenflut wurde dennoch kaum eingedämmt. Für "Der Staat informiert" lädt das politische Klima in Österreich momentan zur Satire ein. Doch: "Hinter fast jeder Satire steckt auch ein Maß an Verzweiflung". Neben der Initiative sorgen etwa die FPÖ-Persiflage "Hunde raus aus Österreich" oder "Die Tagespresse" für politische Satire im Netz. (Fabian Schmid, 17.10.2015)