Auch Netgears "Nighthawk"-Router kann mit DD-WRT bespielt werden.

Foto: Netgear

OpenWRT, DD-WRT und Co.: Für viele Router gibt es alternative Software, die dem Nutzer mehr Kontrolle einräumt und Features bietet, die das vorinstallierte System nicht hat. In der EU könnte es diesen Projekten aber bald an den Kragen gehen.

Im Juni 2016 tritt eine neue Richtlinie in Kraft, die diesen Effekt als problematische Nebenwirkung mitbringen dürfte, berichtet Heise.

Problematische Regelung

Obwohl die 2014 beschlossene Funkregulierung laut Präambel eigentlich nicht dazu "missbraucht werden" darf, den Betrieb von WLAN-Geräten mit Alternativ-Software zu verhindern, wird sie voraussichtlich genau diesen Effekt haben. Denn sie schreibt den Herstellern von Routern und ähnlichen Geräten vor, dass auf ihnen nur solche Software laufen darf, die mit gültigen Regeln – etwa hinsichtlich Sendeleistung oder Frequenzen – vereinbar ist und eine Überschreitung nicht zulässt.

Selbst für die Hersteller, deren Geräte Drittsoftware offiziell unterstützen, ist fraglich, dass diese den von anderen geschriebenen Code auf eben jene Kriterien prüfen werden. Erschwert wird das Problem dadurch, dass viele Geräte mit einem System-on-a-Chip arbeiten, also alle wesentlichen Hardwarekomponenten auf einer Platine versammelt sind. Damit ist es kaum möglich, nur die betroffenen Teile der Firmware gegen Änderungen abzuschirmen und den Rest frei zu geben. Folglich ist ein Absperren gegen jegliche Drittsoftware via DRM die einfachere und realistischere Variante.

Noch kaum Protest

In den USA und Kanada gilt eine ähnliche Regelung für Geräte, die WLANs im 5-GHz-Spektrum spannen können, bereits seit wenigen Monaten. Dort werden entsprechende Router nur noch mit DRM ausgeliefert. Die FCC dürfte eine entsprechende Ergänzung auch für das 2,4-GHz-Spektrum erlassen.

Während in den USA langsam Protest gegen die Regulierungen aufflammt, ist es in Europa bislang ruhig geblieben. Auch der Erlass der Richtlinie war weitgehend unbemerkt geschehen. Die Hersteller selbst müssten die Software ihrer Geräte stark umgestalten, um der Richtlinie zu entsprechen und trotzdem die Nutzung alternativer Software zu ermöglichen. Dass dies geschieht, gilt laut Heise aber als unwahrscheinlich. (gpi, 03.09.2015)