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Karl Wessely von der Esterházy- Stiftung.

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Eisenstadt – Das war's also, nach jahrelangen Streitereien ist es fix: Die Eisenstädter Haydn-Festspiele werden ab 2017 aus dem Schloss Esterházy ausziehen müssen, in dem sie ihren internationalen Ruf begründet und gefestigt haben. Karl Wessely, Manager bei der Esterházy-Privatstiftung, bestätigt: "2017 sind sie draußen aus Schloss Esterházy", nun würde man selbst als Veranstalter aktiv: "Ab sofort beginnt die Vorarbeit; zu Weihnachten wird ein Konzept für die kulturellen Aktivitäten präsentiert."

Ob ein Haydn-Konkurrenzfestival, veranstaltet von Esterházy, dabei sein wird, sei nicht klar. Wessely: "Es könnte auch ein Schwerpunkt sein." Falls es doch zu einem neuen Festival käme, würde man aber danach trachten, Zeitkollisionen mit den Haydn-Tagen zu vermeiden. Diese begannen am Donnerstag und werden traditionell in der ersten Septemberhälfte abgehalten.

Wessely erklärt den Bruch damit, dass "wir an sich mit einem starken Partner die kulturellen Aktivitäten ausbauen wollten." Es sei die Zusammenarbeit bei den Haydn-Festspielen letztlich aber "einseitig durch das Land Burgenland beendet" worden. Der Präsident des Vereins Haydn-Festspiele, Kulturlandesrat Helmut Bieler (SPÖ), habe "durch öffentliche Aussagen einer Verlängerung der Rahmenvereinbarung von 2009 mit der Stiftung eine endgültige Absage erteilt". Diese Vereinbarung habe vorgesehen, dass die Vertragspartner gemeinsame inhaltliche Aktivitäten zur Förderung der klassischen Musik in Eisenstadt setzen und damit den Standort zu einem Zentrum für Kunst und Kultur weiterentwickeln wollen.

"Für ein reines Mietverhältnis" stünde man nicht mehr zur Verfügung, so Wessely. Es sei der Trägerverein der Haydn-Festspiele auch politisch instrumentalisiert und in den Konflikt zwischen Esterházy-Stiftung und Land Burgenland hineingezogen worden. "Wir wurden dabei auch medial angegriffen. Wir brauchen aber keinen Mieter, der auf uns draufhaut."

Mehr Oper für die Jugend

Es sei, so Wessely, bei den Wünschen der Esterházy-Stiftung im Wesentlichen um drei Punkte gegangen: Die Reaktivierung szenischer Opernproduktionen, verstärkte Aktivitäten für die Jugend und ein Orchester in Residence, das das ganze Jahr über aktiv wäre. Dass der letzte Punkt wohl erhebliche Kosten nach sich zöge, dessen sei man sich bewusst, so Wessely. Derweil gibt sich Kulturlandesrat Bieler verärgert ob der Entscheidungen und Erklärungen. Hier würde ein "falsches Spiel auf Kosten der Haydn-Pflege" getrieben, so Bieler. "Wir wollen die hochwertige Arbeit der Festspiele fortsetzen, der Familienprivatstiftung Esterházy, vertreten durch Stefan Ottrubay, ist jedes Mittel recht, um dies zu verhindern. Die Haydn-Festspiele sollen aus dem Schloss gesperrt werden, da Dr. Ottrubay sein eigenes Süppchen kochen will. Der heute geäußerte plumpe Versuch der Schuldumkehr von Dr. Ottrubay unterstreicht diese Annahme. Der Haydn-Pflege wird durch diese Vorgehensweise nachhaltig Schaden zugefügt", so Bieler.

Die Haydn-Festspiele stehen nun vor Problemen. Sie müssen für 2017 eine neue Bleibe suchen und parallel Künstler engagieren – im Klassikbereich wird weit im Voraus geplant. Man brauche eine Planungssicherheit, die "uns vom Schlossbesitzer verwehrt wird. Ich vermisse Handschlagqualität", so der Intendant der Festspiele, Walter Reicher. Zumindest ist die Existenz des Festivals grundsätzlich gesichert, meint Kulturlandesrat Bieler.

So nimmt alles – parallel zu den laufenden Haydn-Tagen – seinen grotesken Lauf. Und womöglich gibt es dereinst ein Duell zweier Haydn-Festivals in Eisenstadt. Bevor man allerdings dazu übergeht, die Haydn-Battle als Tourismusattraktion zu vermarkten, sollten es alle Beteiligten vielleicht noch einmal mit Reden versuchen. Denn alles, was nun bevorsteht, wird beide Seiten schädigen. (Ljubisa Tosic, 5.9.2015)