Mitte November will sich die Koalition auf den künftigen Kurs der Bildungspolitik geeinigt haben – und hätte das Thema jene Relevanz, die ihm in Sonntagsreden gerne beigemessen wird, dann gäbe es landauf, landab lebhafte Diskussionen bezüglich der besten Wege zu besseren Schulen, besserer Berufsausbildung, besseren Universitäten. Die gibt es aber nicht.

Der SPÖ ist zugutezuhalten, dass sie den ersten Bundesparteirat ihrer Geschichte dem Thema Bildung gewidmet hat. Diskutiert wurde dort aber auch nicht.

Stattdessen gab es ein vorgefertigtes Dokument, das viele richtige Bekenntnisse enthält: "Wir wollen die Interessen und Talente aller Menschen fördern, damit sie ein selbstbestimmtes Leben führen können." Wer wollte das nicht? "Ziel muss es sein, dass alle SchülerInnen am Ende der Schulpflicht die Grundkompetenzen in den Bereichen Deutsch, Mathematik und Englisch beherrschen."

Ja, eh – aber diese Selbstverständlichkeit haben bisher weder schwarze noch rote Unterrichtsministerinnen zuwege gebracht. Die roten Rezepte, die am Samstag ohne große Diskussion beschlossen wurden, sind auch die ewig gleichen – von der Ganztags- über die Gesamtschule bis zum freien Hochschulzugang. Und man weiß, dass die ÖVP da nicht mitkann – wobei auch von schwarzer Seite keine neuen Ideen kommen. Ideen- und kraftlos stolpert die Koalition auf den nächsten Konflikt zu. (Conrad Seidl, 6.9.2015)