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Stefan Petzner (rechts) sieht sich als "Haiders Schatten".

Foto: apa/Hochmuth

Wien/Klagenfurt – Er sieht sich als "Haiders Schatten", und so lautet auch der Titel des Buches, das Stefan Petzner am Freitag veröffentlicht hat. Der frühere BZÖ-Generalsekretär und heutige PR-Unternehmer hat ein persönliches Buch über einen Menschen geschrieben, "der mein Leben geprägt hat". Der Titel beziehe sich aber auch auf den Schatten, den die "Lichtgestalt" Jörg Haider geworfen habe, sagte Petzner.

Petzner lernte Haider als 22-jähriger Student und Mitarbeiter der "Kleinen Zeitung" kennen. Zunächst habe es immer wieder telefonisch Kontakt gegeben, später habe ihn Haider auch im Studentenheim besucht, und schließlich wurde Petzner Pressesprecher des Kärntner Landeshauptmanns.

"Koketterie mit Nationalsozialismus"

Petzner beschreibt zunächst seinen eigenen Aufstieg und dass es bereits als schüchternes Kind sein Wunsch gewesen sei, Generalsekretär "in der FPÖ unter Jörg Haider" zu werden. Reden etwa habe er vor dem Badezimmerspiegel geprobt. Haider fragte er einmal, was ihm bei dem Sager zur "ordentlichen Beschäftigungspolitik" eingefallen sei. Der damalige Landeshauptmann habe das als seinen größten Fehler bezeichnet, die Aussage sei ihm "passiert", schreibt Petzner. Später als Pressesprecher habe er gelernt, die "Koketterie mit dem Nationalsozialismus als simples Marketinginstrument zu nutzen". Seine "Grenzgänge" bei Formulierungen verteidigt er im Buch mehrfach.

Über weite Strecken zeigt sich Petzner darin zunächst fasziniert von seinem ehemaligen Chef – etwa von dessen Personengedächtnis und seiner körperliche Fitness angesichts des Arbeits- und Terminpensums. Als "extrem schlecht" hat Petzner hingegen die von Haider selbst verfassten Leserbriefe in Erinnerung. Dass gigantische Veranstaltungen 100.000 Euro Steuergeld kosteten, habe Haider "nicht interessiert". Im weiteren Verlauf des Buchs beschreibt ihn Petzner dann als "im Prinzip triviale Figur", deren politische Inhalte immer die gleichen blieben – etwa das Wettern gegen Proporz und die Ablehnung alles Fremden.

Parteien als Vehikel zur Macht

Seine eigenen Parteien, zunächst die FPÖ und dann das BZÖ, seien Haider "ziemlich egal" gewesen. Er habe sie lediglich als Vehikel zur Macht gesehen. Der Parteiapparat habe ihn genervt, so Petzner. Die Gründung des BZÖ bezeichnet Petzner als Fehler, er habe schon damals gesagt, dass es nicht gutgehen würde. Haider habe wieder einmal eine Idee nicht richtig zu Ende gedacht, stellt er fest.

Apropos Geld, Haider habe "wie andere europäische Politiker" Spenden von Gaddafi bekommen – mehrmals bis zu 200.000 Dollar in bar. Um es nicht deklarieren zu müssen, wurde das Geld in Beträgen zu je 9.900 Euro auf Banken verteilt. Haider habe außerdem eine Ölquelle im Irak – ein Geschenk von Saddam Hussein – besessen, berichtet Petzner.

Hypo zur Inszenierung genutzt

Als "Vehikel zur eigenen Inszenierung" habe Haider auch die Hypo Alpe Adria Bank gedient. Petzner sollte dann nach Auffliegen des "Spekulationsskandals" die Krisen-PR managen und die Landesregierung als "Opfer" darstellen. Wäre Haider noch am Leben, gäbe es den Skandal in dieser Dimension nicht, und dass die Verstaatlichung ein Fehler gewesen sei, hätte Haider schon damals erkannt, zeigt sich Petzner überzeugt.

Vor der Nationalratswahl hatte Haider selbst wieder die Bundespartei übernommen, Petzner war Generalsekretär. Er schreibt, dass zunächst Ewald Stadler als Spitzenkandidat ins Rennen geschickt werden sollte, schließlich war es aber doch Haider selbst, der 2008 antrat. Der Verkehrsunfall, bei dem Haider am 11. Oktober 2008 ums Leben kam, warf Petzner aus der Bahn. Der Landeshauptmann war tot und die Partei führungslos: "Es kam mir vor, als bräuchte ich eine PR-Strategie für den Weltuntergang", so Petzner. Schnell wurde ihm bewusst, dass der Tod seines "Lebensmenschen" auch den Anfang seines politischen Endes bedeuten würde.

Reue für emotionale Interviews nach Haider-Tod

"Haider war in einem Schwulenlokal gewesen und dann betrunken mit dem Auto gefahren, wie ich es befürchtet hatte", erklärt Petzner zur Unfallnacht. Fehler gesteht auch er selbst ein, etwa mit den sehr emotionalen und offenen Interviews, die er danach gegeben habe.

Das Buch ist nicht nur eine persönliche Schilderung, sondern soll auch einen Blick hinter die Kulisse des Rechtspopulismus werfen, der mit "immer gleichen simplen Tricks" die anderen Parteien vor sich hertreibe und die Wähler manipuliere und für sich gewinne. "Niemand sah unsere Schwächen. Niemand hat sie genutzt", so Petzner.

"Einmal Haider, immer Haider"

Petzner, geboren 1981, wuchs auf einem Bergbauernhof im steirisch-kärntnerischen Laßnitztal auf. Bis zum Ausscheiden des BZÖ aus dem Nationalrat blieb er Abgeordneter. Heute ist er politischer Berater und PR-Unternehmer. "Einmal Haider, immer Haider", das sei sein "Schicksal", stellt Petzner im Buch an einer Stelle etwas resigniert fest. Mit dem Abstand von fast sieben Jahren sei nun aber die Zeit reif gewesen für eine "sachliche, nüchterne" Auseinandersetzung. (APA, 11.9.2015)