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Regisseur Lorenzo Vigas freut sich über seinen Goldenen Löwen.

Foto: REUTERS/Stefano Rellandini

Venedig/Wien – Die 72. Internationalen Filmfestspiele von Venedig endeten mit großen Erfolgen für das lateinamerikanische Kino: Der Debütfilm Desde alla (From Afar) von Regisseur Lorenzo Vigas aus Venezuela erhielt den Goldenen Löwen. Als bester Regisseur wurde der Argentinier Pablo Trapero für sein Gangsterfamiliendrama El Clan ausgezeichnet. Desde alla galt nicht unbedingt als einer der Favoriten des Festivals.

Der in Breitwandbildern inszenierte Film erzählt von einem reiferen Mann aus dem bürgerlichen Milieu, der einen jungen Mechaniker zunächst für sexuelle Dienste zu sich nach Hause nimmt – allmählich entwickelt sich zwischen den beiden eine konfliktreiche Beziehung. Vigas dient das reduzierte Drama dazu, sich nicht nur mit Klassenunterschieden seines Landes zu befassen, sondern auch mit machistischen Männlichkeitsbildern und der Last der Vergangenheit. Es ist das erste Mal, dass der Goldene Löwe nach Venezuela geht.

Großer Preis der Jury für Animationsfilm

Den großen Kritikerfavoriten Anomalisa, einen Stop-Motion-Animationsfilm von Charlie Kaufman und Duke Johnson, würdigte die vom Mexikaner Alfonso Cuarón (Gravity) geleitete Jury am Samstagabend mit dem Großen Preis der Jury. In einem absurd-melancholischen Tonfall begleitet der Film einen Geschäftsmann auf Dienstreise nach Cincinnati, wo er in einem Hotel auf eine Frau trifft, die ihm die Gleichförmigkeit seines Daseins erst so richtig bewusst werden lässt.

Der Türke Emin Alper wurde für sein traumartig verschlungene Parabel Abluka (Frenzy) mit dem Spezialpreis der Jury geehrt. Alpers Arbeit folgt einem Mann, der aus dem Gefängnis kommt, in ein gegenwärtiges Istanbul, in dem sich sonderbare, teils bürgerkriegsähnliche Vorkommnisse häufen.

Schauspielpreise für Luchini und Golino

Gleich zwei Auszeichnungen gab es für den französischen Beitrag L'hermine: Regisseur Christian Vincent gewann für das beste Drehbuch, Fabrice Luchini als bester Darsteller. Der 63-jährige Lucchini spielt in der romantischen Komödie einen Richter, der unter Grippesymptomen laboriert und sich bei seinem jüngsten Fall in eine Frau aus seiner Laienjury verschaut. Als beste Schauspielerin wurde die Italienerin Valeria Golino (49) für Per amor vostro von Giuseppe M. Gaudino ausgezeichnet.

Der einzige österreichische Beitrag, Helmut Berger, Actor, lief in der Nebenschiene "Venezia Classici". Für den Helmut-Berger-Dokumentarfilm, der am Mittwoch Uraufführung gefeiert hatte, hatte der Salzburger Filmemacher Andreas Horvath den Visconti-Schauspielstar (Ludwig II., Die Verdammten) zwei Jahre lang hinweg immer wieder begleitet. (kam, 12.9.2015)