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Die Moderatoren Francine Jordi und Alexander Mazza am 11.09.2015 bei der Generalprobe der "Stadlshow" in Offenburg.

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Zu Gast waren die Poxrucker Sisters, Jürgen Drews, die Dorfrocker, Marc Pircher, Peter Kraus, The Baseballs, die Powerkryner, die Troglauer Buam, Marc Marshall, die Ehrlich Brothers, Bluma, Django3000, Claudia Koreck, Kunz und Wolfgang Fierek.

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Christian Mikunda, österreichischer Autor und weltweit tätiger Referent.

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Wien/Offenburg – Die erste "Stadlshow" ist geschlagen. Geht es nach dem Urteil des österreichischen Mediendramaturgen Christian Mikunda, ist die Premiere am Samstagabend im deutschen Offenburg allerdings misslungen. Die durchaus professionelle Show sei an der Community vorbeigegangen. "Formal war das gut gemacht, aber die Seele fehlt halt", so Mikunda.

Karl Moik und Andy Borg

"Der 'Musikantenstadl' war weniger ausschließlich eine Fernsehsendung für sich, sondern immer schon so etwas wie ein Familientreffen", erläuterte der Autor und Referent am Sonntag im Gespräch mit der APA. Mit Karl Moik und Andy Borg seien die bisherigen Gastgeber des Musikformats auch Teil dieser Gemeinschaft gewesen, "sie gehörten dazu". Stattdessen setze der Relaunch der Koproduktion von ORF, ARD und SRF auf das urbane Phänomen des "New Alpine Chic", der sich etwa in derart gestalteten Discos oder dem Erfolg der Wiener Wiesn niederschlage. "Aber dafür gibt es keine Community."

Viel Alpenrock, dafür wenig Schlager

Letztlich sei die "Stadlshow" ein "bunter Abend" gewesen, mit dem man sich inhaltlich zwischen die Stühle gesetzt habe. Viel Alpenrock, dafür wenig Schlager ziele zwar auf ein neues Publikum ab, "aber das erreicht man nur mit einer komplett neuen Dramaturgie", unterstrich Mikunda. "Das funktioniert nicht nur mit Musiknummern und braven, öffentlich-rechtlichen Einspielungen zwischendurch. Bemühtes Redesign, alles richtig gemacht, aber es trifft nirgendwo die Energie." Stattdessen müssten sich die Macher an Stefan Raab oder Joko & Klaas orientieren.

Moderatorenduo Francine Jordi und Alexander Mazza

Ähnlich fiel das Urteil des Mediendramaturgen über das Moderatorenduo Francine Jordi und Alexander Mazza aus. Sie hätten sich zwar "wacker geschlagen", aber das Publikum in der Halle und vor den Bildschirmen nicht erreicht. "Das wirkte fast ein bisschen distanziert", so Mikunda. "Die Begeisterung war wie bei einer normalen, guten Show, aber nicht wie bei einem Happening. Die Leute wollten gerne mitmachen, aber sie haben nicht genau gewusst wobei." In dieser Form werde der neu ausgerichtete "Stadl" aus seiner Sicht "untergehen": "Ich glaube nicht, dass es diese Sendung länger geben wird als zwei Jahre. Dann werden sie etwas anderes suchen müssen."

Twitter und Co.

Ein Blick in die Sozialen Netzwerke während der Show offenbarte ähnliche Meinungen wie die des Experten.

Marktanteil von 22 Prozent

In Österreich erreichte die Sendung via ORF 2 durchschnittlich 526.000 Zuschauer bei einem Marktanteil von 22 Prozent. Zum Vergleich: Den Abschied von Borg im Juni und damit den letzten "Musikantenstadl" in bekannter Form ließen sich im Schnitt 673.000 Zuseher nicht entgehen (30 Prozent Marktanteil). Wirklich durchgefallen ist das neue Konzept offenbar beim deutschen Publikum: Nur 2,46 Mio. Zuschauer und 9,6 Prozent Marktanteil bedeuten die schlechtesten Zahlen für den "Stadl" überhaupt, wie das Branchenportal "Meedia" schreibt. Zuvor lag der Minusrekord bei 3,79 Mio. Sehern.

Für ORF-Unterhaltungschef Böhm: "ein gelungener Versuch"

Für die Macher gibt es also einiges zu analysieren. Wobei ORF-Unterhaltungschef Edgar Böhm nach der Show am Samstagabend deutlich machte, dass er vor vorschnellen Entscheidungen nichts hält. "Ich hielte es für sehr kurzsichtig, nach einer Sendung eine nachhaltige Entscheidung zu treffen über eine Marke, die 36 Jahre alt ist", erklärte er in Offenburg gegenüber österreichischen Journalisten. Die Redaktionen der drei beteiligten Sender würden nun ihre Wahrnehmungen und Analysen zusammenlegen, und erst dann "werden wir unsere Rückschlüsse ziehen". Für ihn sei die Sendung "ein gelungener Versuch ein Signal zu setzen, was die 'Stadlshow' sein kann". (APA/red, 13.9.2015)