Stiftungspower für Lassnigs "Woman Power" (1979).


Foto: Peter Kainz

Wien – Worüber andere Zeitungen vorerst nur spekulieren konnten, bestätigte Noch-Joanneum-Intendant Peter Pakesch am vergangenen Samstag erstmals im STANDARD-Gespräch: Er werde nach seinem vorzeitigen Ausscheiden aus dem Joanneum Graz Arbeitszeit und -kraft verstärkt in die Maria-Lassnig-Privatstiftung einbringen. Dafür, dass ihr umfangreiches OEuvre nicht zerfleddert, sondern über den Tod hinaus adäquat präsentiert wird, hatte die große österreichische Malerin (1919-2014) noch zu Lebzeiten vorgesorgt.

Auf Anraten ihrer Wiener Galeristin Gabriele Wimmer (Galerie Ulysses) und nach jahrzehntelanger Vorbereitungszeit gründete die kinderlos gebliebene Lassnig im März 2001 ihre Stiftung. Anders als etwa die Leopold-Stiftung ist sie ausschließlich aus Lassnigs Vermögen gespeist. Stiftungssitz ist ihr ehemaliges Atelier in der Gurkgasse im 14. Wiener Bezirk. Zweck der Stiftung ist nach Willen der Erblasserin die "Erhaltung und öffentliche Präsentation des Lebenswerkes der Stifterin und die Erhaltung ihres künstlerischen Werkes für die Allgemeinheit".

Die Stiftungsräte wurden (bis auf den New Yorker Galeristen Friedrich Petzel, der erst 2015 eingetragen wurde) noch von Lassnig selbst eingesetzt: neben Petzel und Wimmer der Schweizer Kunsthändler Iwan Wirth, der international tätige Kurator Hans Ulrich Obrist, der Wiener Steuerberater und Sammler Georg Geyer, der Künstler Hans Werner Poschauko – Lassnigs ehemaliger Assistent wurde zuletzt zu ihrem wichtigsten Vertrauten – und eben Peter Pakesch, der Lassnig 2012/13 mit einer großen Personale im Joanneum geehrt hat und der nun den Stiftungsvorsitz übernehmen wird.

Dass diese Funktion auch finanziell abgegolten werden muss, ist sicher, in welcher Höhe, darüber muss es erst einen Vorstandsbeschluss geben.

Bedeutend wie van Gogh

Seine Vorstandskollegen begrüßen jedenfalls Pakeschs Schritt: "Es muss jemanden geben, der die wissenschaftliche Aufarbeitung begleitet, die Kontakte hält und die Stiftung nach außen vertritt", sagt Gabriele Wimmer. Poschauko, Generalsekretär der Stiftung und somit Pakeschs Stellvertreter, sieht es ähnlich: "Es gibt wahnsinnig viel zu tun, wir fangen ja gerade erst an mit der Bestandsaufnahme, Archivierung und wissenschaftlichen Aufarbeitung des Werkes."

Noch will sich niemand auf die Anzahl der Werke festlegen, auch Pakesch verweist auf eine für November geplante Pressekonferenz. Fix sind immerhin drei Großausstellungen: Im Frühjahr 2016 wird die wohl bedeutendste österreichische Malerin in der Tate Liverpool parallel zu einer Francis- Bacon-Schau gezeigt. Im Sommer folgt eine Personale im Wiener 21er Haus. Und 2017 schließlich wird Lassnigs grafisches Werk in der Albertina gezeigt.

Ein eigenes Museum sei, so Pakesch, zumindest aus heutiger Sicht nicht geplant. Sinnvoller sei es, Lassnig in internationalen Museumssammlungen und -ausstellungen zu platzieren. Noch zu Lebzeiten hatte das New Yorker Moma anlässlich einer Lassnig-Schau im PS1 einige Werke erworben. Ähnlich wie im Münchner Lembachhaus wird an permanenten Lassnig-Räumen in internationalen Museen gearbeitet.

"Wir wollen Lassnigs Ruhm vermehren", sagt Poschauko. Er habe einmal gemeint, Lassnig könne international die Anerkennung von Frida Kahlo erreichen. Sein Vorstandskollege Hans Ulrich Obrist habe ihn allerdings rasch korrigiert: "Er sagt, Maria Lassnig wird dereinst die Bedeutung eines Vincent van Gogh bekommen." (Andrea Schurian, 15.9.2015)