In Burkina Faso herrschte Aufbruchsstimmung. Man hatte sich eines machthungrigen Langzeitpräsidenten, der sich eine weitere Amtszeit hatte erzwingen wollen, mit friedlichen Mitteln entledigt. Im Herbst standen die Wahlen an. Der historische Wandel war zum Greifen nahe. Das kleine Burkina Faso als Vorzeigebeispiel für die Region.

Jetzt ist wieder alles anders. Militärs der Präsidentengarde, die nach wie vor loyal gegenüber dem Expräsidenten Blaise Compaoré war, übernahmen am Donnerstag die Macht. Sie wollen ihrerseits "demokratische Wahlen" organisieren. Ob Compaoré versucht, seine Entmachtung durch die Hintertüre rückgängig zu machen, oder die Garde ihre bevorstehende Aufsplittung verhindern wollte, ist unklar. Wie so oft hat sich aber auch diesmal eine derartige Entwicklung abgezeichnet. Die Stimmung vor der Wahl war aufgeheizt – in der Garde wegen der Restrukturierungspläne, bei den Kandidaten, die dem Expräsidenten nahestehen, weil sie nicht zur Wahl zugelassen wurden.

Die Situation steht jetzt auf Messers Schneide: Dass sich vor allem die selbstbewusste Jugend nach dem mutigen zivilen Aufstand im Vorjahr die neu erworbene Aufbruchsstimmung wieder nehmen lässt, ist zu bezweifeln. Und es ist zu vermuten, dass die Putschisten bereit sind, bis zum Äußersten zu gehen. (Manuela Honsig-Erlenburg, 17.9.2015)