Der spontane Einsatz vieler Unternehmen in der aktuellen Flüchtlingsnot sei noch kein strategisches Corporate Volunteering, sagt Günther Lutschinger, Geschäftsführer des Fundraising-Verbands.

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So etwas kann man nicht anschaffen, das soll man auch nicht", sagt Erste-Bank-Vorstand Peter Bosek. Anliegen von Unternehmen müsse es sein, ehrenamtlich soziales Engagement der Mitarbeiter zu "ermöglichen". Eine betriebswirtschaftliche Einordnung des Nutzens hält er für "schwer, man soll solche Dinge auch nicht tun, um sich beliebt zu machen".

Wunsch, Flüchtlinge aufzunehmen

Begonnen hat es bei ihm mit der Zweiten Sparkasse, wo 360 Mitarbeiter der Erste Bank ehrenamtlich Konto und Bankdienstleistungen in Kooperation mit Caritas und Schuldnerberatung jenen zur zur Verfügung stellen, die sonst keinen Zugang hätten. Dann kam das Dauerprojekt "Vernetzte Welten" dazu, in dessen Rahmen die Bank Mitarbeiter und ihr Know-how für drei bis sechs Monate an Sozialorganisationen "spendet". Mehr als 1200 Banker sind in der "Time Bank" registriert, wo Freiwilligenarbeit organisiert und vermittelt wird. Dienstzeit wird zur Verfügung gestellt.

Vor zwei Wochen kam aus der Belegschaft der Wunsch, eine aufgelassene Filiale als Flüchtlingsnotquartier umzubauen. Betten wurden aufgebaut, Mitarbeiter sind jetzt dort am Westbahnhof im Einsatz.

Neue Schnittstellen entstehen

Solche langfristigen und großangelegten Strukturen für Corporate Volunteering finden sich vereinzelt in Konzernen. Jene 36 Prozent heimischer Unternehmen, die laut Erhebung des Fundraising-Verbands ihren Mitarbeitern ehrenamtliches Engagement ermöglichen, tun dies vorwiegend lokal bei Bedarf – etwa als bezahlte Dienstfreistellung für Feuerwehreinsätze.

Der spontane Einsatz vieler Unternehmen in der aktuellen Flüchtlingsnot sei noch kein strategisches Corporate Volunteering, sagt Günther Lutschinger, Geschäftsführer des Fundraising-Verbands. Aber es entstünden jetzt neue Schnittstellen zwischen For-Profit- und Non-Profit-Organisationen. Ist das der Beginn einer neuen Qualität im Personalmanagement – nämlich aus diesem begeisterten aktuellen Engagement Langfristiges soziales Tun zu machen? Lutschinger hält das für gut möglich. Peter Bosek sowieso: "Wir haben intern auch aktuell einen unfassbar guten Response – nur Integration ist noch ein anderes Paar Schuhe, da gehört der Zugang zum Arbeitsmarkt schnell gelockert." Gratiskontos für Asylwerber gibt es aber immerhin schon einmal in der Ersten.

Positive Auswirkungen bestätigt

Die fruchtbaren Wirkungen bezahlter Freiräume für soziales Engagement sind jedenfalls für Unternehmen längst belegt – abseits möglicherweise erwünschter positiver PR- und Imagenoten: Mitarbeiter, die Volunteering in Anspruch nehmen, fühlen sich weniger gestresst, gesünder, psychisch und physisch in besserer Verfassung. Personalchefs ermittelten bessere zwischenmenschliche und professionelle Kompetenzen. So kommt auch quasi "nebenbei" Innovation ins Haus, die Bindung zu Partnern wird verstärkt. Rewe und das Projekt Lernbuddy mit der Wirtschaftsuni Wien ist dafür etwa ein Beispiel und positioniert den Konzern im Ranking attraktiver Arbeitgeber auf einen der besseren Plätze.

Punkten durch soziales Engagement

Die förderlichen Auswirkungen von sogenanntem "Skill-based Volunteering" (eingebracht wird in eine soziale Organisation die professionelle Kompetenz, etwa Accounting) auf das persönliche berufliche Fortkommen hat Deloitte in Studien belegt. In einer Reihe von Unternehmen punktet soziales Engagement auch für eine Einstellung, etwa in der OMV, so Konzernpersonalchef Georg Horacek. (Karin Bauer, 21.9.2015)