Cybermobbing und Sexting heißen zwei Begleiterscheinungen in der Welt der Sozialen Netzwerke. "Kinder sind nicht nur wehrlose Opfer. Sie sind manchmal Opfer, aber oft sind es die Personen, die mitbekommen, was anderen passiert – und sie sind auch die Täter, die es anderen antun", sagte Medienpädagogin Barbara Buchegger bei der Fachenquete des Berufsverbands Österreichischer PsychologInnen (BÖP).

Cybermobbing, das bewusste Fertigmachen einer Person über längere Zeit, ist dabei stark mit dem sogenannten Sexting verbunden. "Im letzten Jahr gab es kaum einen Fall, der zu mir durchgedrungen ist, der ohne ein Nacktfoto war", berichtete Buchegger, Expertin bei der Präventionsinitiative saferinternet.at. Was sich in den vergangenen Jahren verändert habe, sei die mediale Aufmerksamkeit für diese Themen und der Umgang in Schulen damit. "Allen ist bewusst, dass es Cybermobbing gibt und dass man kompetent und rasch reagieren muss. In letzter Zeit hat sich sogar herumgesprochen an den Schulen, dass man auch die Täter und nicht nur die Opfer unterstützen muss" – Es kommt zudem vor, dass Opfer und Täter auch eine Person sind.

Sexting Teil der Lebenswelt

Das Sexting, also das Verbreiten dieser Fotos, gehöre aber zur jugendlichen Lebenswelt und wird ansonsten selten zum Problem – aber dann ein immenses. Bisher hätten sich Jugendliche damit strafbar gemacht, das werde sich aber vermutlich mit dem 1. Jänner 2016 ändern, wenn die Strafgesetzbuch-Reform in Kraft tritt. "Welche Auswirkungen das haben wird, werden wir sehen, dass man aber nicht mehr eine ganze Generation für ihr Verhalten kriminalisiert, ist hilfreich", sagte die Expertin. Hingegen wird dann Cybermobbing zu einem Straftatbestand, was das Bewusstsein bei Jugendlichen erhöhen werde. Derzeit sei die rechtliche Handhabe gering.

Was Kinder und Jugendliche am meisten verstört ist genau das Cybermobbing, auch "Bullying" genannt, erläuterte Social-Media-Experte Philip Sinner. Die Zahlen des Forschungsnetzwerkes "EU Kids online" würden insgesamt zeigen, dass das Problembewusstsein von Kindern in eine ganz andere Richtung geht, als medial dargestellt.

Lebenswelten

Die Lebenswelt der jungen Generation liegt jedenfalls längst im Internet. "Kein Jugendlicher kann mit der Frage, wie lange er online ist, etwas anfangen, denn sie sind immer online", sagte Buchegger. Die beliebtesten Anwendungen ändern sich dabei ständig. "Die Fotoanwendungen Instagram und Snapchat sind derzeit die wichtigsten Apps", berichtete die Expertin. Der Instagram-Einstieg erfolgt dabei bereits mit acht bis neun Jahren – am besten können die Zwölf- bis 14-Jährigen diese Anwendungen ausführen. Snapchat, wo die Bilder wieder "verschwinden", steigt in der Beliebtheit, auch weil Speicherplatz bei den jugendlichen Usern rar ist: "Snapchat ist direkt und jetzt".

Bei den Sozialen Netzwerken sei die Lage in Österreich so, dass Facebook ist für Sechs- bis Zehnjährige und dann wieder für die +17-Generation interessant sei. "Die erste Gruppe spielt auf Facebook. KIK ist ebenfalls im Kommen, eine Art WhatsApp, ohne, dass eine SIM-Karte notwendig ist", erläuterte Buchegger.

Kompetenzen

Die Expertin ist jedenfalls zuversichtlich, was die Kompetenz der jungen User betrifft. "Meine Erfahrung ist, dass die meisten Kinder gut entscheiden können, wem sie vertrauen." Dies hänge aber vom Selbstbewusstsein und der Kompetenz ab. Beim Cyber-Grooming – im Gesetz "Anbahnung von Sexualkontakten zu Minderjährigen" genannt – seien die unteren sozialen Schichten gefährdeter: "Ich bin mir aus meiner Erfahrung sicher, dass vor allem Kinder aus prekären Verhältnissen Erfahrung damit haben" – in jeder Klasse mit Zehn- bis Zwölfjährigen hätten zwei bis drei Kinder diese gemacht. (APA, 21.9.2015)