Im Sitzungssaal des oberösterreichischen Landtags türmen sich die aktuellen Lockmittel der Parteien. Sind die bunten Gaben einmal verteilt und ist der Urnengang vorüber, geht die Politik mit Spontangeschenken an die Wähler meist deutlich sparsamer um.

Werner Dedl

Linz – Das Leben ist ein Geschenk – insbesondere in Vorwahlzeiten. Feuerzeuge, Kugelschreiber, Kuscheltiere, Kondome, Teigwaren mit ganz viel Heimatliebe. Die Liste der parteifarbenfrohen Give-aways ist lang. Es stellt sich aber eine Frage: Überleben die Präsente mit Hintergedanken nur den kurzen Weg aus der Funktionärshand über den Wähler bis zum nächsten Mistkübel? Oder erwärmen die "Wahlzuckerl" tatsächlich die Bürgerherzen – und sind so neben Plakaten mit tapfer lächelnden Spitzenkandidaten und Parteiprogrammen ein guter Köder beim großen Stimmenfang. der Standard wollte es genau wissen und "überschüttete" Konrad Godec, den Präsidenten des Verbandes Österreichischer Werbemittelhändler (VÖW), kurzerhand mit unzähligen Parteigeschenken aus dem laufenden Landtagswahlkampf in Oberösterreich.

Geschenke sind sinnvoll

Eines vorweg: Die Sinnfrage stellt sich für Godec nicht: "Es gibt keinen Wahlkampf, der ohne Werbeartikel auskommt. Ein Plakat, ein Flyer wird einmal gesehen. Und keiner hebt sich heute einen Flyer auf. Da fehlt die Nachhaltigkeit. Die ist bei einem Werbegeschenk mit einem Zusatznutzen, wie etwa einem Feuerzeug, jedenfalls gegeben.

Das Geschenk geht in den Alltag über, da ich es regelmäßig verwende. Bewusst und unbewusst setze ich mich damit auch mit der Botschaft regelmäßig auseinander." Was den Werbefachmann wundert, ist, dass insbesondere Wahlgeschenke nicht mit einem QR-Code versehen werden. Godec: "Ich könnte so als Partei das komplette Wahlprogramm am Geschenk anbringen. Der Mensch ist ein neugieriges Wesen – und jedes Smartphone kann heute QR-Codes lesen. Ich ziehe also den Wähler über den Kuli auf meine Homepage."

Keine Billigware

In der ÖVP-Gutzi-Kiste finden sich unter anderem eine schwarze Sonnenbrille, der gleichfärbige Nagellack "Good Lack", eine Tube "Haar Geil", Zuckerl, das obligatorische Feuerzeug und Gemüsekräutersalz aus den Salinen in Ebensee. Godec: "Da zielt man vor allem auf ein junges Publikum ab. Vor allem den Nagellack und das Haargel finde ich gut – cool gebrandet. Das Salz ist dann eher das Erwachsenenprogramm."

Der rote Geschenkekorb ist un ter anderem gefüllt mit einer Grillzange ("Weil’s ned wurscht ist"), einem Schlüsselanhänger, Kulis und einer Wasserflasche mit dem Konterfei von Spitzenkandidat Reinhold Entholzer: "Die Grillzange ist gut, weil es etwas Ungewöhnliches, etwas anderes ist. Und es war in diesem extrem heißen Sommer das perfekte Geschenk." Vorsicht sei aber trotzdem bei Produkten geboten, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen. Godec: "Da muss die Qualität stimmen. Wo kommt das Holz für die Zange her, ist die Farbe lebensmittelecht? Sonst ist der Grillmeister sauer – auf die Zange und die SPÖ."

Nicht gut sei hingegen die rote Trinkflasche: "Das Wasser wird schnell getrunken, aber das Plastikmeer auf dem Boden etwa nach einer größeren Parteiveranstaltung bleibt – kein schönes Bild."

Bei den Grünen steht naturgemäß der Umweltgedanke im Vordergrund: Ein "Wahl- und Wiesenpackerl" mit Bleistift, Block und Bioschlecker, "Bio macht schön"-Stofftaschen, Kulis, Kondome ("Lieber vor der Wahl stöhnen"). Godec: "Baumwolltaschen sind immer gut. Die werden oft Jahre verwendet, dass ist absolut sinnvoll für Parteien. Über den Spruch kann man natürlich diskutieren." Die Kondome seien der "Geschenkeklassiker". Am Spruch würden sich die Geister scheiden: "Die Jungen finden so was witzig, die Älteren unnötig."

Das blaue Füllhorn schüttet über dem Wähler FPÖ-Buchstabensuppe, Mandi-Teddybären von Spitzenkandidat Manfred Haimbuchner, Mandi-Dreieckstuch für den Hundehals, Fanschals, Feuerzeuge, Kondome ("Weil wir nicht nur die Heimat lieben") und eine Sonnencreme ("Damit sie nicht rot werden"). Godec: "Das Stofftier ist immer gut. Jahre später hängen diese Teddys noch an Rucksäcken." Wichtig sei bei der FPÖ aber die Herkunft der Produkte: "Wer alles mit Heimatgefühl zupflastert, muss etwa bei den Nudeln den Beweis antreten – die müssen aus der Region sein."

Abschreckende Kondome

Feuerzeug, Baustellenabsperrband, Kondome ("Du bestimmst, wer drinnen ist"), ein Wasserball ("Schicken wir die Regierung baden") – so schenken die Neos. Das Absperrband ist für den Werbe experten "sehr gewagt". Godec: "Was mach ich damit? Und der Spruch ‚Baustelle Politik‘ verwirrt. Das kann auf die eigene Partei zurückfallen." Der Wasserball sei eine "gute Sache". Problematisch sieht Godec den Spruch auf der Kondompackung: "Das ist hart. So etwas kann abschreckend wirken." (Markus Rohrhofer, 24.9.2015)