Wien – Die Südosttangente dürfte im Alltag Kunstinteressierter sonst eine Nebenrolle spielen, aktuell ist sie ein elementarer Wegweiser. Zumindest für jene, die nicht per VIP-Shuttle, sondern via Schnell- oder U-Bahn zur Marx-Halle pilgern. Beim Orientierungslauf die Nottendorfergasse entlang, muss man sich folglich rechts von Wiens bekanntester Staumeile halten, durch einen Bauzaun schlüpfen und Bauödland queren, an dessen Ende sich die Längsseite jener historischen Halle erstreckt, in der man einst Rinderhälften feilbot.

Jetzt wird hier Gegenwartskunst kredenzt und haben 99 Galerien aus 25 Ländern anlässlich der Viennacontemporary ihr Quartier bezogen (bis 27. 9.). Hinter der neuen Messe steht das "alte" Team rund um Christina Steinprecher-Pfandt (künstlerische Leiterin) und Dmitry Aksenov (Vorsitzender), die zuletzt als Veranstalter der Viennafair (Reed Messe) fungierten. Zugunsten eines für Sammler und Teilnehmer im Messezirkus geeigneten Termins im September wechselte man Standort und Namen.

Bewährtes, wie die Setzung des Schwerpunkts auf Ost- und Südeuropa, blieb erhalten ("Focus Bulgaria"). Ergänzt wurde um Einzelpräsentationen junger, internationaler Künstler ("Zone1") oder um das Video- und Filmprogramm "Cinema". Noch vor der abendlichen Eröffnung durften sich Debütant Martin Asbaek Galerie (Kopenhagen) sowie "unttld contemporary" (Wien) über erste Einnahmen freuen. Ihnen wurde der mit je 5000 Euro dotierte Galeriepreis der Wirtschaftskammer, ebenfalls ein Relikt aus Viennafair-Tagen, zuerkannt. (kron, 23.9.2015)