Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA

Wien – Das zähe Ringen der Regierung um ein Arbeitsmarktpaket überschattet die am Donnerstag gestartete Herbstlohnrunde der Metaller. Nach der Forderungsübergabe für alle sechs Branchenverbände, die laut Teilnehmern gewohnt harmonisch verlief, kam es nach dem Wirtschaftsgespräch mit dem Fachverband Maschinen/Metallwaren (FMMI) zu einer ungewöhnlichen Maßnahme: Der FMMI beendete die Verhandlungen, weil "der Industrie eine seriöse Entscheidungsbasis für einen KV-Abschluss fehlt".

Ursache der Verwerfung: Die von der Regierung geplante umstrittene Ausweitung der sechsten Urlaubswoche. Sie soll Arbeitnehmern gemäß Koalitionspakt nicht nur nach 25 Dienstjahren beim selben Dienstgeber zustehen, sondern künftig allen unter Einbeziehung sämtlicher Dienstzeiten. Die Branche fürchtet Mehrkosten und "verlangt daher von den Regierungsparteien und den Gewerkschaften Klarheit zu den Rahmenbedingungen". Vorher könnten die KV-Verhandlungen nicht weitergehen, so FMMI-Geschäftsführer Berndt-Thomas Krafft via Aussendung.

Außerdem hätten die Gewerkschaften "ein völlig überzogenes Forderungspaket" überreicht, das Arbeitszeitverkürzung und weitere Belastungen beinhalte.

Nicht in "Geiselhaft"

"Wir lassen uns nicht in Geiselhaft nehmen", schäumt Metallgewerkschaftschef Rainer Wimmer. "Die Menschen brauchen die Lohn- und Gehaltserhöhung." Sein Pendant bei der Privatangestelltengewerkschaft, Rudolf Wagner, setzte nach: "Wir werden diese Erpressungsversuche nicht hinnehmen." Die erste Gegenmaßnahme: Am Dienstag wird eine Betriebsräteversammlung mit mehr als 2.500 Teilnehmern einberufen. Die Protestversammlung dürfte in der Wiener Stadthalle stattfinden, wo die weitere Vorgangsweise beschlossen wird.

Bild nicht mehr verfügbar.

Funken sprühten gleich beim ersten Verhandlungstermin der Maschinenbauer. Nun herrscht dicke Luft, die Gewerkschaft mobilisiert.
Foto: dpa-Zentralbild/Patrick Pleul

Goutiert wird die Vorgangsweise der Maschinenbauer nicht von allen in der Kammer. Man habe die Politik mühsam aus den Kollektivvertragsverhandlungen hinausgebracht, jetzt hole man sie wieder herein, sagte ein langgedienter KV-Verhandler und Funktionär, der seinen Namen keinesfalls in der Zeitung lesen will, zum STANDARD.

Dass die KV-Runde für 117.442 Beschäftigte der Maschinenbauindustrie am 5. Oktober fortgesetzt werden kann, wie die Arbeitgeber in Aussicht stellen, ist fraglich. Denn Klarheit über das Regierungspaket ist vor der Wiener Landtagswahl mit Sicherheit nicht zu erwarten.

Die anderen fünf Fachverbände sind vom Konflikt vorerst nicht betroffen. Laut Terminplan nimmt die Fahrzeugindustrie (26.000 Beschäftigte) am 9. Oktober ihre Verhandlungen auf. Am 12. Oktober folgen Bergbau/Stahl und Nichteisen-Metall, also die Aluhersteller.

Schmiere fehlt

Eine besondere Herausforderung bei der diesjährigen Lohnrunde verspricht die Erdölbranche mit Ausrüstern wie SBO zu werden. Aufgrund des Überangebots an Erdöl sehen selbst Arbeitnehmervertreter die Situation kritisch. Kopfzerbrechen bereiten auch die Russland-Sanktionen. Hinzu kommt, dass Aufträge tendenziell kurzfristiger kommen, das zeigen die Auftragsstände in allen sechs Metallindustriebranchen.

Bei Maschinen/Metallwaren lagen die Auftragseingänge von Jänner bis Mai mit 12,15 Milliarden Euro hinter dem Wert des Vorjahreszeitraums in Höhe von 12,27 Milliarden Euro (nicht Millionen, wie in der Donnerstagausgabe irrtümlich berichtet). Das schlägt auf die Auftragsbestände durch, die mit knapp 15 Milliarden Euro um zehn Prozent hinter Vorjahr liegen. Detto der Produktionswert, der bis Mai um 2,6 Prozent auf 12,99 Milliarden Euro schrumpfte. Zum Vergleich: Im Gesamtjahr 2014 produzierte die Sparte Maschinen/Metallwaren Güter im Wert von 33,4 Milliarden Euro.

Langsame Autos

Schaumgebremst läuft der Auftragseingang auch in der Stahl- und Kfz-Industrie. Bei Autozulieferern gingen bis Mai um 9,2 Prozent weniger Bestellungen ein, der Auftragseingang schrumpfte um 2,8 Prozent auf 3,07 Milliarden Euro. Bei Eisenerzeugern wurde um zehn Prozent weniger geordert, der Auftragsstand stagnierte bei 1,6 Milliarden Euro. (ung, 24.9.2015)