Bild nicht mehr verfügbar.

Bis 2030 sollen alle Menschen Zugang zu sauberem Wasser haben. Das sieht der neue Uno-Plan vor.

Foto: APA/Schlager

Gerade einmal 15 Jahre geben sich die Vereinten Nationen, um eine perfekte Welt zu schaffen. "Armut in jeder Form und überall beenden", lautet der erste Punkt der Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals), zu denen sich die 193 Uno-Mitglieder am Wochenende verpflichten. "Geschlechtergerechtigkeit erreichen", heißt eine andere Zielvorgabe des ambitionierten 17-Punkte-Programms.

Die neuen Nachhaltigkeitsziele sind nicht der erste 15-Jahres-Plan der Uno. "Die ganze Agenda geht auf die Millennium Development Goals (das im Jahr 2000 beschlossene Vorläuferprogramm, Anm.) zurück", sagt Michael Obrovsky, Forschungsleiter an der Österreichischen Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung. Die Agenda 2015 läuft mit diesem Jahr aus.

Vorgängerprgramm zur Jahrtausendwende

Zur Jahrtausendwende hatten sich die Vereinten Nationen darauf geeinigt, unter anderem Armut, Kindersterblichkeit und Aids in den Entwicklungsländern zu bekämpfen. Mit Erfolg: In extremer Armut – mit weniger als 1,25 Dollar am Tag – leben heute nur noch 14 Prozent der Weltbevölkerung, 47 Prozent waren es 1990. Die Kindersterblichkeit hat sich im gleichen Zeitraum um die Hälfte verringert.

Kooperation statt Hilfe

Dieser Weg soll nun weitergegangen werden. Die neuen Entwicklungsziele gehen über das Vorgängerprogramm hinaus. Galten die Jahrtausendziele nur für Entwicklungsländer, haben sich nun alle Länder der Welt dazu verpflichtet, die Nachhaltigkeitsagenda bis 2030 umzusetzen. "Es geht hier um nachhaltige globale Kooperation, nicht um Entwicklungshilfe", sagt Obrovsy.

Zudem hat die Uno auf Kritik reagiert, wonach die Millenniumsziele globale Produktionsbedingungen vernachlässigt hätten. Entsprechend aufwendig war die Entstehung: Drei Jahre lang haben Regierungen, Experten, Interessenverbände, NGOs und Zivilgesellschaft an dem Programm gefeilt. 17 Punkte und 169 Unterpunkte umfasst der kleinste gemeinsame Nenner der vielen Interessen.

Neue Aspekte

Neu ist, dass neben sozialen Aspekten nun auch Fragen der Verteilung, Nutzung von Ressourcen und Produktionsbedingungen, aber auch Biodiversität auf der Agenda stehen. Das betrifft auch hochentwickelte Länder in Europa und Amerika – auch wenn dort einige der Nachhaltigkeitsziele schon erreicht sind. Bereits auf der Entwicklungskonferenz in Addis Abeba im Juli wurde die politische Verpflichtung der Industriestaaten, 0,7 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung für Entwicklungshilfe bereitzustellen, erneuert – aufgrund von Schulden- und Bankenkrisen waren viele europäische Staaten dieser Vorgabe zuletzt nicht nachgekommen. Österreich hat zuletzt 0,26 Prozent des Inlandsprodukts für Entwicklungshilfe veranschlagt.

Wirksamkeit stark umstritten

Die Sinnhaftigkeit des Uno-Plans ist unter Experten umstritten – auch weil der Beschluss rechtlich nicht bindend ist. "Es ist wahnsinnig wichtig, dass die Themen Nachhaltigkeit und Entwicklung in der Politik und der Bevölkerung in den einzelnen Ländern ankommen", sagt Obrovsky: "Es geht darum, Aufmerksamkeit zu schaffen und einen positiven Druck auf die Gesetzgeber auszuüben." Skeptisch ist Alejandro Cuñat, Ökonomieprofessor an der Universität Wien: "Länder mit schwachen Institutionen bräuchten Entwicklungshilfe, um Demokratie, Wohlstand und Sicherheit zu erreichen. Bei schwachen Institutionen versandet das Hilfsgeld aber oft irgendwo im System – und kommt bei den Menschen nicht an."

Zeit drängt

Umstritten ist auch der Zeitplan, den sich die Uno für die Umsetzung der Ziele gibt. In 15 Jahren eine Welt ohne Armut? Unrealistisch. Aber die Zeit drängt: Mit 1,25 Dollar pro Tag kann selbst die Zeit zwischen zwei Mahlzeiten zu einer Ewigkeit werden. (Aloysius Widmann, 27.9.2015)