Jex Thoth rudert heute in der Arena zum Okkultrock ihrer Band mit den Armen. Super, aber kennt man halt schon. Andererseits gilt das ja für fast alles.


Foto: Arena

Wien – Es gilt im Falle von Jex Thoth das alte Darstellungsproblem. Das lautet: Was tun als Sängerin, wenn man kein Instrument hat, an dem man die Hände halbwegs sinnbringend beschäftigen kann? Sogar Dieter Bohlen behängte sich aus derselben Verlegenheit mit einer Gitarre. Jex Thoth aber ist härter als Dieter, sie tut das nicht.

Eine Hand ist immerhin mit dem Mikrofon halbwegs ausgelastet. Doch in ihrer Musik gibt es jede Menge Phasen, in denen sie nicht singt. Da nimmt der Schlagzeuger seine Kraft zusammen und haut aufs Fell. Einmal – Pause – noch einmal – Pause – ... Und so weiter. Ebenfalls in Zeitlupe reißt der Gitarrist dann und wann ein Riff aus seiner Gitarre. Jex Thoth hat also viel Zeit, in der sie mit ihren Händen nichts zu tun hat. Da rudert sie, bewegt sich wie eine Elfe im Keller. Oder wie irgendein anderes zum Leben erwachtes Klischee aus dem Schattenreich.

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Am Dienstag kann man ihr dabei in der Wiener Arena zuschauen. Jex Thoth ist Jüngerin der Doom-Bewegung. Gern wird ihre Musik als Okkultrock beschrieben, wahrscheinlich hat sie zu Hause in Madison, Wisconsin, eine schwarze Katze, die in Thoths Abwesenheit mit ihren enthaupteten Kuscheltieren Unfug treibt. Jex Thoth steht also in der Erbfolge von Black Sabbath. Muss ja.

Darauf lässt sich ihre Musik zurückführen. In den dumpf dröhnenden Verstopfungsrock der frühen 1970er-Jahre, als Stumpf Trumpf war. Stellenweise orgelt jemand, das verleiht der Düsternis etwas Sakrales, Gott steh' uns bei.

Zwei Alben hat die bürgerlich wie eine gängige Wiener Vorstadtfriseurin gerufene Jessica Thoth bisher veröffentlicht, ein titelloses Debüt und Blood Moon Rising. Ihre Mitstreiter tragen schwarze Lederjacken und lange Haare.

Es ist eine schöne Musik. Heavy. Man weiß genau, was kommt. Jex gestikuliert ausdrucksstark, linst durch die Haare, die ihr ins Gesicht hängen, singt vom Sterben und dem Tod. Man nennt das schwere Zeichen. Am Ende breitet Jex die Arme aus und steht da wie ein Kreuz. Urarg. (Karl Fluch, 28.9.2015)