Bild nicht mehr verfügbar.

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache nach dem Wahlerfolg in Oberösterreich

Foto: APA/Neubauer

Ein Interview mit FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache hat am Sonntag für große Aufregung gesorgt. Nach dem starken freiheitlichen Wahlergebnis in Oberösterreich kündigte der FPÖ-Chef an, dass seine Partei bei den Wiener Landtagswahlen am 11. Oktober "erstmals seit 70 Jahren stärkste Kraft" werden kann. Vor 70 Jahren war allerdings der Nationalsozialist Hanns Blaschke Bürgermeister. Deshalb sahen zahlreiche Menschen in Straches Aussage eine Anspielung auf Blaschke.

Wolf: "Empörung lächerlich"

Strache stellte am Montag hingegen klar, mit seiner Wortwahl einfach auf die ersten demokratischen Wahlen hingewiesen zu haben. Der "Zeit im Bild"-Moderator Armin Wolf, der nicht als FPÖ-affin gilt, hatte dies zuvor schon auf Twitter vermutet. "Finde die Empörung über das (…) Strache-Zitat wirklich lächerlich", so Wolf. Strache zitierte diesen Tweet auf seiner Facebook-Seite.

Leseschwäche der FPÖ-Anhänger

Was folgte: Wolf wurde in den über 200 Kommentaren teilweise heftig beschimpft. "Was soll man von einen (sic!) erwarten, der beim ORF arbeitet", schrieb ein Nutzer. "Wolf, du bist eine Lachnummer", legte ein anderer nach. Ein dritter vermutete: "Herr Wolf wird alles versuchen der FPÖ zu schaden. Ist ja auch Angestellter vom ORF." Dass Armin Wolf den FPÖ-Chef Strache verteidigte, wurde von mindestens einem Drittel der Kommentatoren nicht erkannt – obwohl Wolfs Tweet lediglich vier Zeilen lang ist.

Moderator zweifelt an Bildungssystem

"Es gibt Sachen, die kann man sich nicht ausdenken", kommentierte Wolf nun auf seiner Facebook-Seite. "Langsam fange ich echt an, am heimischen Bildungssystem zu zweifeln", schreibt der ORF-Moderator weiter. "Leute, vier Zeilen Text, zwei kurze Sätze. Es reimt sich zwar nicht, aber das müsste doch trotzdem gehen, oder?" Mittlerweile haben auch zahlreiche politisch andersdenkende Nutzer die Kommentare auf Straches Facebook-Seite entdeckt, die naturgemäß für Amüsement sorgen.

Gefährliche Mechanismen

Bei nüchterner Betrachtung zeigt der Vorfall allerdings gefährliche Mechanismen auf, die durch die Online-Kommunikation noch verstärkt werden. Bestimmte Reizwörter lösen reflexartige Beschimpfungen aus, ohne dass der Inhalt auch nur oberflächlich betrachtet oder gar kritisch hinterfragt wird. Aus demokratiepolitischer Perspektive ist das natürlich Gift, da ernsthafte Debatten gar nicht erst angestoßen werden können. (fsc, 29.9.2015)