Zugegeben, man betritt die SPÖ-Zentrale an der Linzer Landstraße in diesen Tagen nicht vorurteilsfrei. Ein Rekordtiefstand von 18,4 Prozent, der zweite Platz in einem Industriebundesland dahin und künftig wahrscheinlich nur mehr mit einem Landesrat in der Regierung: Da müsste doch eigentlich der härteste Genosse mit feuchten Augen vor der Kreisky-Büste reuig winseln.

Doch weit gefehlt: Das Debakel in Rot hat man noch am Wahlabend in der "Jo mei"-Kiste abgelegt. Gleich neben dem 2009 groß angekündigten Reformprojekt "Morgenrot". Deckel fest zu, Schlüssel weg und weiterwurschteln.

Die Lethargie aus dem Wahlkampf mündet, nach einer kurzen Schockstarre am Sonntag, nun endgültig in eine "Kopf in den Sand"-Politik. Nachdem die letzten kritischen Geister, etwa Sonja Ablinger, aus der Partei vertrieben wurden, sind die obersten Parteigremien zum Kuscheltreffen roter Abnicker verkommen.

Wenn ein Parteichef nach dem historisch schlechtesten Wahlergebnis nicht einmal daran denkt, in den Gremien die Vertrauensfrage zu stellen, nicht ein Hauch der Kritik über rote Lippen kommt und das Ergebnis der beinharten Fehleranalyse lautet: "Der Reini sitzt fest im Sattel", dann ist das ein verheerendes Signal an die letzten getreuen Wähler. Vielleicht sollte man den "Weil's ned wurscht ist"-Spruch auf den roten Grillzangen aus dem Wahlkampf doch noch ändern: "Weil's schon längst wurscht ist". (Markus Rohrhofer, 29.9.2015)