Retail-Makler, Center-Betreiber und Expansionsleiter von Handelsunternehmen wandern bei Matchmaking von Tisch zu Tisch – auf der Suche nach neuen Märkten, die erobert werden könnten.

Foto: EHL

Der Name der Veranstaltung lautet eher schlicht Retail Matchmaking Event Zagreb, doch dahinter steckt einer der wichtigsten Termine des Jahres – zumindest für internationale Makler von Einzelhandelsflächen: Alljährlich Ende September treffen in der kroatischen Hauptstadt Shoppingcenterbetreiber, Topmakler von Einzelhandelsflächen und Vertreter zahlreicher internationaler Handelskonzerne aufeinander. Ziel der Konferenz: Neue Märkte für Handelskonzerne zu finden und zu erschließen.

Einer, der auch heuer wieder dabei war, ist Jörg Bitzer von EHL Immobilien (siehe auch Interview links). Er berichtet, wie dieses "Matchmaking" in Zagreb genau abläuft: "Das ist wirklich wie ein Speed-Dating. Man hat kleine Tische, an denen diejenigen sitzen, die Flächen anzubieten haben, und auch diejenigen, die Flächen suchen. Also beispielsweise Anbieter von Shoppingcentern in Weißrussland, die nach kroatischen Retailern suchen. Man geht von Tisch zu Tisch und redet mal eine halbe Stunde miteinander."

Eine gutes Dutzend Österreicher mit dabei

Bitzer war heuer nicht der einzige Vertreter aus Österreich. Auf der Anmeldeliste standen fünfzehn Personen aus der Alpenrepublik, beispielsweise von der Immofinanz oder der Centrice Real Estate Gmbh, die ihren Sitz in Wien hat und 19 Einkaufs- und Fachmarktzentren in Ländern des Westbalkans besitzt und managt.

Mit dabei waren auch der Schuhhandelskonzern Deichmann, die Drogeriemarktkette dm und andere so bekannte Marken wie Hervis, Mango und Kik.

Für den heurigen Event angemeldet war auch CCC-General-Manager Gerald Zimmermann, der von Graz aus die Expansion des Schuhhandelskonzerns in Kroatien und Slowenien steuert. Er musste im letzten Moment absagen, war aber im Vorjahr bei Matchmaking in Dubrovnik dabei und erzählt, dass es dabei immer wieder gute Möglichkeiten gebe, neue Kontakte zu knüpfen – "zu Entwicklern, die ein Shoppingcenter planen, oder zu Investoren, die eines kaufen wollen und neue Mieter dafür suchen".

Erstkontakte

Auch für Bitzer war Matchmaking 2014 eine recht erfolgreiche Veranstaltung. "Wir haben dort Playersroom kennengelernt, die wir dann im Jänner 2015 ins Auhof-Center als ersten Standort in Österreich gebracht haben. Mit einem weiteren Anbieter stehen wir noch in Verhandlungen, die auf die letztjährige Konferenz zurückgehen."

Schlicht und ergreifend "gegenseitige Überzeugungsarbeit" sei das, was in Zagreb gemacht werde. "Man muss Märkte und Marktsituationen vorstellen. Und manchmal ist natürlich auch die Frage der persönlichen Sympathie nicht ganz unentscheidend, vor allem wenn Sie es mit einem eigentümerkontrollierten Center zu tun haben." Was den österreichischen Markt betrifft, zeigte sich Bitzer im Vorfeld des heurigen Events recht zuversichtlich, "weil Österreich nach wie vor eines der Topexpansionsziele international operierender Einzelhändler ist. Das hängt mit makroökonomischen und finanziellen Rahmenbedingungen sowie mit juristischer Stabilität zusammen. In Österreich hat man das alles. Und Wien ist ein hochattraktiver Markt mit 12,5 Millionen Touristen. Dieses zusätzliche Kaufkraftpotenzial ist nicht zu vernachlässigen, das ist ein ganz wesentliches Thema, das oft für sich selbst spricht."

Erstkontakt als Ziel

Deals wurden in Zagreb heuer noch nicht abgeschlossen, erzählt der Profi, "sondern es ging dort hauptsächlich um den Erstkontakt." Auf der Expo Real sieht man sich dann auch eher noch nicht wieder, "denn die Expo ist eine ganz klar deutschsprachig dominierte Messe, stark auf Deutschland, Österreich und die Schweiz fokussiert." Eine ganze Reihe dieser internationalen Einzelhändler kommen da nicht hin. "Aber die Mapic in Cannes ist nur fünf Wochen später, und diese Messe ist dann auch wesentlich spezifischer. Wenn man also in Zagreb das Erstgespräch geführt hat, sieht man sich dann auf der Mapic das zweite Mal und macht dann vielleicht auch dort die Deals." (Martin Putschögl, 3.10.2015)