Strache lässt sich mit Fans fotografieren und gibt Autogramme, kommt aber nicht hinter der Absperrung hervor.

Robert Newald

"Rassist_innen bekämpfen" steht auf dem Transparent.

Robert Newald

Citychefin Ursula Stenzel, die von der ÖVP zur FPÖ überlief, ist auch in den 15. Bezirk gekommen.

Robert Newald

Wien – Demonstranten pfeifen und rufen Parolen. Oben in den Fenstern eines Wohnhauses schlagen Leute lärmend Kochtöpfe aneinander. Aus einem anderen Fenster hängt ein Transparent, auf dem "Rassist_innen bekämpfen" steht.

Unten, auf dem Leopold-Mistinger-Platz in Wien-Rudolfsheim, hält die FPÖ eine Wahlkampfveranstaltung ab. Blaue Ballongirlanden hängen zwischen den Bäumen. Es riecht nach Bier und Bratfett. Die Dunkelheit bricht herein.

Jawohl und Bravo

Die Menschenmenge hat sich vor der Bühne versammelt. Heinz-Christian Strache, Bundesparteiobmann und Spitzenkandidat für die Wien-Wahl hält eine Rede. Eine junge Frau habe "Nazi" gerufen, sagt währenddessen ein älterer Herr. Sie wird gerade von der Polizei abgeführt. Dort heißt es, sie sei auf die Bühne gesprungen und habe so die öffentliche Veranstaltung gestört.

Strache redet lang. 45 Minuten braucht er, um den Bogen von der Arbeitslosigkeit über den Bau des Krankenhauses Nord bis zur Sicherheitsfrage zu spannen – überall spielt das Flüchtlingsthema mit hinein. Jawohl und Bravo tönt es zwischendurch aus der Menschenmenge. Immer wieder wird applaudiert – auch als Strache Bürgermeister Michael Häupl imitiert, um sich über ihn lustig zu machen.

Gleißend blaues Licht

"Ich hoffe, der Strache wird ein besserer Bürgermeister. Wenn nicht, wird er in fünf Jahren wieder abgewählt", sagt ein Mann unaufgeregt. "Der Strache ist ehrlich", meint eine Pensionistin. Für sie komme kein anderer infrage. "Wir wünschen ihm, dass er Bürgermeister wird und hoffen, dass er's gut macht", sagt ihre Tochter. Eine junge Frau, die sich selbst als "Ausländerin" bezeichnet, findet, dass Strache alles richtig mache. Als nach dessen Rede die Band den Wahlkampfsong "Immer wieder Österreich" spielt, wird es gefühlsbetont. Kleine rot-weiß-rote Fahnen werden geschwenkt.

Bald danach werden die Stände mit Werbemitteln wieder abgebaut. Die pfeifenden Demonstranten sind nicht mehr zu hören. Der Platz, der in gleißend blaues Licht getaucht ist, leert sich.

Josef mit Friedrich?

Der FPÖ-Chef mischt sich nicht unter die Leute. Er steigt von der Bühne und kommt zur Absperrung vor. Eine Menschentraube bildet sich dort. Fans wollen ein Selfie mit ihm knipsen oder eine Unterschrift ergattern. "Josef mit Friedrich?", hört man Strache einen Mann fragen, der nach einem Autogramm verlangt hat. "Hier sind auch noch Wähler", ruft jemand, der auf sich aufmerksam machen will. Ein Mitarbeiter Straches bemüht sich die Ungeduldigen zu unterhalten: "Feuerzeuge und Kugelschreiber können wir bieten." Ein Mann ist enttäuscht. Er will lieber ein Kapperl. Später werden auch DVDs vom Wahlkampfrap verteilt.

Familiensache

Ein Mädchen hält einen blauen Luftballon in der Hand und lächelt zufrieden. Sie würde für die FPÖ stimmen, wenn sie schon wählen dürfte, sagt sie. Das sei eine Familiensache. Ihre Mutter wirkt aufgeregt. Unterschrift und Foto von Klubchef Johann Gudenus hat sie sich schon geholt. Jetzt wolle sie auch noch den Strache erwischen: "Alles, was er bringt, ist gut", sagt sie noch, bevor sie mit Smartphone, Papier und Stift auf die Menschentraube zusteuert.

Viel Zeit bleibt ihr nicht mehr. Bald darauf verlässt Strache den Leopold-Mistinger-Platz. Seine Bodyguards umgeben ihn. Einige Male bleibt er noch stehen, um mit einem Fan ein paar Worte auszutauschen oder einen letzten Autogrammwunsch zu erfüllen. (Christa Minkin, 3.10.2015)