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Possierlich sind die Minischweine, die mit großem Aufwand auch auf herkömmlich Weise gezüchtet werden, allemal. Doch nun sollen sie gentechnisch manipuliert als Haustiere verkauft werden – zumindest nach Plänen eines angesehenen Genomikinstituts in China.

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Shenzen/Wien – Eigentlich macht das BGI (vormals Beijing Genomics Institute) ganz andere Dinge, als putzige Mikroschweinchen zu verkaufen. Das Forschungsinstitut mit Hauptsitz im chinesischen Shenzen und mit Dependancen in den USA und Europa ist eine der weltweit führenden Einrichtungen bei der Erforschung des Erbguts von Mensch und Tier.

Dem Institut gelangen nicht nur etliche Durchbrüche bei DNA-Sequenzierungen von verschiedenen Lebewesen. Längst produziert man am BGI unter anderem auch zahlreiche genetisch modifizierte Tiere, deren Veränderungen die Wirkungen neu entwickelter Medikamente für den Menschen besser untersuchbar machen.

Schweinchen mit 15 Kilo

Eine dieser Kreaturen ist ein Mikroschwein, das gerade einmal 15 Kilogramm wiegt, also so viel wie ein mittelgroßer Hund. Hergestellt wurde es aus Zellen einer kleinwüchsigen Rasse, zudem wurde mittels einer neuen Technik namens "Talen" eine der beiden Kopien des Wachstumshormonrezeptors ausgeschaltet. Die Vorteile der geringen Größe liegen auf der Hand: Minischweine brauchen weniger Futter und Medikamente als normale Schweine, die rund 100 Kilogramm wiegen.

Als die putzigen Schweine vor kurzem bei einer großen Biotech-Veranstaltung präsentiert wurden, zeigte sich sofort eine weitere Anwendungsmöglichkeit: Die Mikroschweine avancierten nämlich zu den Stars der Veranstaltung, wie die News-Seite des Magazins "Nature" berichtet: Viele Leute wollten sie als Haustiere.

Dem trugen die geschäftstüchtigen Forscher des BGI prompt Rechnung: Noch bei der Veranstaltung stellte man in Aussicht, dass man Schweine um umgerechnet knapp 1500 Euro werde kaufen können. Das sei aber vorerst nur einmal ein Richtpreis, um den Markt zu testen, sagte Yong Li, der technische Direktor der Tierforschung bei BGI, gegenüber Nature News. Der Erlös diene der Forschung. Außerdem kündigte man an, die Schweinchen in verschiedenen Farben und Mustern ausliefern zu können, weil auch das mittlerweile durch gezielte Eingriffe in die DNA möglich sei.

Dass die neuen, billigen und vor allem hochpräzisen Methoden der DNA-Veränderung wie insbesondere das sogenannte "Crispr" auch den Haustiermarkt erobern werden, ist wohl nur eine Frage der Zeit. Und auch wenn sich Forscher und Bioethiker einig sind, dass gentechnisch veränderte Haustiere kaum anders sind als solche, die durch herkömmliche Züchtungen entstanden sind, gibt es doch etliche Bedenken.

Nötige Regulierungen

Der prinzipielle Einwand liegt auf der Hand: Soll man bei Haustieren wirklich die Grenzen des genetisch und physiologisch Machbaren ausreizen, um die eigenwilligen Vorlieben des Menschen zu befriedigen? Offensichtlich ist, dass es gewisse Regulierungen braucht, um die neuen gentechnischen Möglichkeiten zu begrenzen. Dass die Mikroschweine dafür ein Schritt in die richtige Richtung sind, ist zu bezweifeln. (Klaus Taschwer, 3.10.2015)