Immer wieder nahmen Besucher der Viennacontemporary vor Michael Schusters aktueller Arbeit bei Artelier Contemporary Aufstellung. Eines der Exemplare der auf sieben Stück limitierten Auflage (je 24.000 Euro) fand in einer österreichischen Sammlung eine neue Heimat, für ein weiteres hat ein osteuropäisches Museum Interesse angemeldet.

Foto: Artelier Contemporary

Andacht im Zeichen des Huhns: In "Via Dolorosa" (2012) thematisierte Deborah Sengel (bei Galerei Hilger) im Zuge der Viennacontemporary das Tierleid in der gegenwärtigen Nahrungsproduktion. Für das ans Kreuz genagelte Huhn waren 15.000 Euro veranschlagt, für die Serie der 14 Mischtechniken (en bloc) 20.000 Euro.

Foto: Kronsteiner

Das aus einer österreichischen Privatsammlung stammende "Das himmlische Jerusalem" (2011 bei Galerie Ropac erworben) steht mit einer Taxe von bis zu 700.000 Euro im Angebot der Zeitgenossen-Auktion im Kinsky (6.Oktober).

Foto: Im Kinsky

Das Debüt der Viennacontemporary (24.-27. 9.) ist vollbracht, sowohl Veranstalter als auch Teilnehmer ziehen eine positive Bilanz. Die einen mit offiziell 27.725 gezählten Besuchern (2014 "alte" Viennafair: 25.274), woraus man eine "eindrucksvolle Bestätigung des Kunstplatzes Wien" ableitete. Die anderen über Verkäufe an lokale und zugereiste Privatklienten oder museale Institutionen. Kunstwerke mit Preisen bis zu 5000 Euro erwiesen sich als am stärksten gefragt, an zweiter Stelle rangierten solche für maximal 30.000 Euro, während in der Preisklasse darüber eine Minderheit bedient wurde.

Das von manchen zum heimlichen Star des Events nominierte Graffiti ("Meyer Kainer ignoriert mich, Ropac sowieso, Hilger auch") ziert noch immer die Backsteinmauer der Marx-Halle. Dreimal täglich kehrte der Vandale – man nenne ihn Raniel Dichter – an den Tatort zurück. Nicht aus voyeuristischen Gründen, sondern weil es für den Hundebesitzer auf der Gassiroute lag. Wenn er denn müsste, lässt er ausrichten, sei er bereit, das Graffiti mit einer Zahnbürste den Winter über zu entfernen. Work in progress, quasi.

Derzeit laufen die Vorbereitungen für die "neue" Viennafair (8.-11. 10., Reed Messe, Halle A), die zwar die elfte unter dieser Marke sein will, sich jedoch in der Ausrichtung deutlich vom Vorläufer unterscheidet. Wer im Vorfeld annahm, unter den Teilnehmern auch solche zu finden, die in den vergangenen Jahren vom Komitee ignoriert oder nicht zugelassen wurden, behielt recht.

Entgegen der von Organisator Wolfgang Pelz im Frühjahr angepeilten Zahl von 100 Teilnehmern wurden es weniger. Nein, keine "90 Galerien aus zwölf Ländern", wie diese Woche via Presseaussendung verlautbart wurde, selbst dann nicht, wenn man alle Leihgeber der von Angela Stief kuratierten Sonderausstellungen ("kínesis – Eine Studie zur Bewegung im Bild", "Colores Uniti. Ein Künstler, eine Wand und viel Farbe") hinzurechnet.

Auktionatorengeschütze

Tatsächlich sind es 58 Aussteller aus sieben Ländern, davon 16 Kunsthändler (13 aus Wien) in der neuen Sektion "Viennafairmasters", die sich mit "herausragenden Exponaten von der Klassischen Moderne bis hin zur ausgewählten Kunst nach 1945" als "klassische International Fine Art Fair" verstanden wissen will.

Einen Tag vor Eröffnung der Viennafair fährt die lokale Auktionsbranche die erste Geschütze der Herbstsaison auf: Konkret "im Kinsky", wo man am 6. Oktober in zwei Sitzungen knapp 390 Positionen der Sparte zeitgenössische Kunst zum Gesamtschätzwert von zwei bis vier Millionen Euro offeriert. Als Highlight der 108. Kunstauktion gilt Anselm Kiefers auf 350.000 bis 700.000 Euro taxiertes Das himmlische Jerusalem (2011).

International ziehen die Kunstnomaden derweilen Richtung London weiter, wohin das jährliche Frieze-Spektakel (14.-17.10.) samt zeitnaher Auktionsevents lockt. Christie's will in drei Sales (14.-17.10.) knapp 50 Millionen Pfund einspielen, für zumindest neun Millionen soll Peter Doigs Cabin Essence (1994) einen neuen Besitzer finden. Bei Kontrahent Sotheby's sollen ebenfalls drei Sitzungen (15./16.10.) wenigstens 80 Millionen Pfund bringen, angeführt von Lucio Fontanas 15-20 Millionen Pfund schwerem eiförmigem Großformat La Fine di Dio (1963). (kron, 2.10.2015)