Konzertveranstalter Ewald Tatar (3. v. r.) organisiert gemeinsam mit Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger (3. v. l.) das Solidaritätskonzert "Voices for Refugees".

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Zögern ist für Ewald Tatar ein Fremdwort. Der Mann, der jährlich bis zu 500 Konzerte in ganz Österreich veranstaltet, ist ein Freund klarer Entscheidungen; nicht nur im Musikgeschäft, auch in der Politik. Mit der bekam es der Burgenländer im Sommer ganz unmittelbar zu tun, als er plötzlich den Polizeipräsidenten am Handy hatte und dieser ihn bat, die Nova-Rock-Halle im Grenzort Nickelsdorf für ankommende Flüchtlinge zu öffnen.

Für den 48-Jährigen, der dort seit 2005 Österreichs größtes Rockfestival organisiert, war es der entscheidende Impuls, mehr zu tun, als "nur" Obdach zu gewähren. Das Flüchtlingssolidaritätskonzert "Voices for Refugees" auf dem Heldenplatz am Samstag veranstaltet Tatar gemeinsam mit dem Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger. Ihn kennt Tatar schon seit jungen Jahren, als er noch als DJ im Jazz Pub Wiesen, im Wiener U4 oder im südburgenländischen Kamakura für Unterhaltung sorgte.

Das Veranstalten hat der Vater zweier Kinder ganz nach alter Schule erlernt – ohne Eventmanagement-Studium. Anfang der 1990er-Jahre stieg der Mann mit der blonden Mähne vom Plakatierer, DJ und Bühnengehilfen beim Wiesen-Festival bis zum Programmchef auf. Heute zieht Tatar mit seiner Skalar Entertainment GmbH die wesentlichen Fäden im heimischen Konzert- und Festivalzirkus.

Das Platzhirsch-Dasein birgt aber auch Konfliktpotenzial: Aus Wiesen zog sich Tatar unlängst mitsamt den von ihm erfundenen Festivals zurück. "Aus wirtschaftlichen Gründen", die nicht näher erläutert wurden, wollte man dort seinen Vertrag auflösen. Prozessieren wollte Tatar, der sich ungerecht behandelt fühlt, letztlich nicht – "zu langwierig", wie er sagt.

Stillstand und fehlende Entscheidungskraft stören Tatar auch an der gegenwärtigen Politik, egal ob in Österreich oder auf EU-Ebene. "Die europäischen Länder sollten in der Flüchtlingskrise aufhören, Pingpong zu spielen", so seine Forderung. Das Solidaritätskonzert auf dem Heldenplatz, das Tatar in nur vier Wochen auf die Beine gestellt hat, soll ein internationaler Weckruf sein. An einem Strang ziehen, das ist dem Musik-Zampano, den Weggefährten als ehrlich und geradlinig beschreiben, wichtig.

Im Verbund mit Volkshilfe-Chef Fenninger klappt das gut. Seit vier Jahren organisieren sie zusammen die Spendengala "Nacht gegen Armut". Die Idee zu "Voices for Refugees" entstand übrigens bei einem gemeinsamen Festivalbesuch. (Stefan Weiss, 2.10.2015)