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"Sacred Sperm" ist Ergebnis von Ori Gruders Recherche, warum Masturbation verboten ist.

Foto: AP / Gliad Kavalerchik

Die Erinnerung bewahren und die Gegenwart scharf beobachten, um Zukunftsvisionen Wirklichkeit werden zu lassen – das Jüdische Filmfestival Wien versucht auch heuer wieder, mit einem dichten Programm gleichsam zu unterhalten wie auch Probleme zu behandeln, die jenseits konfessioneller Grenzen von Bedeutung sind.

Mit dem Thema Exil hat das heute startende Festival diesmal einen Schwerpunkt, dessen Relevanz für die Geschichte der jüdischen Kultur wie auch aktuelle tagespolitische Ereignisse unbestreitbar ist. Über 15 Filme spannt sich ein Bogen von Klassikern wie Michael Curtiz' Casablanca bis zu Helene Maimanns Doku Der Riss der Zeit – Die Vertreibung von Intelligenz und Kultur, die auch die Versäumnisse des Österreichs der Nachkriegsjahre nicht außer Acht lässt. Maimanns Film ist zugleich der Auftakt zu einem dreitägigen Symposium über Positionen, Fragestellungen und Perspektiven der Exilforschung.

Ergänzt wird der Schwerpunkt u. a. durch das Kurzfilmprojekt Start Where You Are, das Flüchtlingen und Asylwerbern die Möglichkeit gab, ihre Erfahrungen mit professioneller Unterstützung filmisch umzusetzen.

Neben Woody Allen, dessen 80. Geburtstag man mit fünf Filmen feiert, wird auch Eytan Fox mit einer Personale gewürdigt. In breitenwirksamer Weise beschäftigt er sich mit dem Leben junger Homosexueller in seiner Heimat Israel. Werke wie Yossi & Jagger, die Liebesgeschichte zweier Offiziere, vereinen Haltung und Unterhaltung in bester Weise.

Weitere Highlights des Programms sind etwa das in Locarno mit dem Publikumspreis ausgezeichnete Drama Der Staat gegen Fritz Bauer, in dem Burghart Klaußner als hessischer Generalstaatsanwalt 1957 für die Verhaftung Adolf Eichmanns kämpft, oder Ori Gruders Doku Sacred Sperm. Darin gelingt dem streng orthodoxen Regisseur mit erstaunlich lockerem Händchen ein humorvoller Einblick in das Leben charedischer Juden. (wall, 6.10.2015)