Brettsofa statt Bettsofa. Von Wolfgang Riegger und Martin Bereuter.

Foto: Bereuter

Andelsbuch – Der Bregenzerwald ist bekannt für seine guten Handwerkerinnen und Handwerker. Schon barocke Bauherren setzten beim Bau von Kirchen, Villen, Schlösschen auf Meister aus der ländlichen Vorarlberger Region. Die Gegenwart des Handwerks hat mit Barock und Bauernromantik nichts zu schaffen. Die "Wälder" sind die Puristen unter Vorarlbergs Handwerkerinnen und Handwerkern, aus dem Bregenzerwald kommt gestalterische Innovation.

Vor mehr als zwei Jahrzehnten beschloss der örtliche Handwerkerverein einen Wettbewerb zur Kooperation von Gestaltenden und Ausführenden zu organisieren, seit 2000 schreibt der Werkraum Bregenzerwald, mittlerweile eine Plattform aus 85 Handwerks- und Gewerbebetrieben, den Wettbewerb "Handwerk + Form" alle drei Jahre aus.

Handwerk trifft Form

Man schaut dabei über den Waldrand hinaus. Der handwerkliche Teil der Teams muss aus dem Bregenzerwald kommen, der gestalterische darf international sein. Für den diesjährigen Wettbewerb taten sich 76 Bregenzerwälder Handwerksbetriebe mit 84 Gestaltenden aus Österreich, der Schweiz, Deutschland und Finnland zusammen. 115 Arbeiten aus den Bereichen Architektur, Design und Forschung wurden umgesetzt. Zehn wurden von der internationalen Jury ausgezeichnet, elf bekamen Anerkennungen, 14 Belobigungen.

Alte Häuser und ein Hotel auf Zeit

Alle Einreichungen sind an diesem und am nächsten Wochenende bei einer Ausstellung, die inzwischen Kult-Status hat, zu sehen. Alte und längst aufgelassene Handwerks- und Wirtschaftsgebäude werden zu Ausstellungsräumen. Designobjekte hängen an Fleischhaken in der früheren Metzgerei, das Sägeband der Alten Säge wird zum Catwalk für schöne Stücke, Bäckerei, Schmiede, Mostkeller Stall und Stadel sind Schauräume mit besonderer Atmosphäre.

Das Werkraumhaus, geplant vom Pritzker-Preisträger Peter Zumthor, wird zur "Wirtschaft", wie man in Vorarlberg das Gasthaus nennt. Die Holzmöbel der temporären Gaststätte wurden für den Anlass eigens entworfen und können nach der Ausstellung erworben werden.

Wie man künftig übernachten könnte, zeigt ein Holzbau neben dem Werkraumhaus. Architekt und Designer Andreas Mohr hat es im Rahmen der Sommeruni "arts & crafts" mit Studentinnen und Studenten aus aller Welt errichtet. Übernachten kann man im "Zwei-Zimmer-Hotel-auf-Zeit" noch nicht. Aber ein Gefühl bekommen, wie man für den Tourismus ehrlich, einfach und günstig bauen könnte. (Jutta Berger, 12.10.2015)