Je bunter, je heterogener das Ökosystem Garten ist, desto mehr Freude wird man daran haben.

Illustration: Dennis Eriksson

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Kukuruz, Erdäpfel, Hibiskus: allesamt keine ursprünglich heimischen Pflanzen.

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Palmen wirken dort am besten, wo sie natürlich vorkommen. Und dort, wo sie natürlich vorkommen, zieht es auch viele Gartlerinnen und Gärtner hin, es ist meist schön dort. Um ein wenig dieser Pracht bei sich zu Hause zu haben, setzen Gartler und Gärtnerin gerne auch einmal ein exotisches Pflanzerl.

Oft wirken diese Gärten dann wie ein bunter Mix aus der ganzen Welt, wie ein lebendes Herbarium. "Nicht gerade stilsicher", murmelt die ambitionierte Gärtnerin von nebenan. Sie setzt nur zusammen, was im natürlichen Habitat zusammen gedeiht. Und weil sie heimische Pflanzen bevorzugt, macht sie sich über die exotischen Einsprengsel beim Nachbarn lustig. Aber welchen Garten will man eigentlich haben?

Natürlich gibt es die Variante, wo nur heimische Gewächse gepflegt werden. Diese sollten sich hier eigentlich wohlfühlen und gedeihen. Garantie darauf hat man keine. Und was heißt schon heimisch? Gerade in der Pflanzenwelt wurde von Menschenhand eine Art Internationalität geschaffen, von der die Menschheit selbst noch elendsweit entfernt ist. Der Hibiskus heißt nicht grundlos Hibiscus syriacus. Erdäpfel und Kukuruz kommen auch von anderen Kontinenten. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen.

Der Garten als Durchhaus

Wer also rein autochthone Pflanzen pflegen will, muss sich gute Geobotanikbücher zulegen, um auf Nummer sicher zu gehen. Aber macht so ein Garten Freude? Die meisten Gärten sind Durchhäuser mit unterschiedlich langer Aufenthaltsdauer. Das begründet sich bereits an der Freude über neue Pflanzen, am Entdecken neuer Schönheiten in Katalogen.

Manche dieser Neulinge halten es gut aus im heimischen Garten. Sie gedeihen, sehen die klimatischen Aberrationen großzügig nach und machen den Pflegenden große Freude. Andere halten es nur ein paar Saisonen aus. Sie fangen oft auffällig an, kümmern dann sukzessive und letztendlich verschwinden sie. Je nach Pflege und Integrationsbemühungen bleiben sie einmal länger, einmal kürzer, manchmal sogar für immer. Das kann man so nicht vorhersagen.

Das Schöne an Gärten ist, dass sie jedes Jahr anders aussehen und für Überraschungen sorgen. Ausschließlich heimische Pflanzen können in Wahrheit nur enttäuschen, denn das perfekte Gedeihen wird vorausgesetzt. Aber hat das noch etwas mit Garteln zu tun? (Gregor Fauma, Rondo, 16.10.2015)