Viel Aufregung um nichts: Schon Stunden vor der Veröffentlichung des Berichts über den Abschuss der Passagiermaschine in der Ostukraine vor mehr als einem Jahr schlug Russland Alarm. Der Generaldirektor des Rüstungskonzerns Almaz-Antey, Jan Nowikow, bezeichnete den Abschlussbericht als "völlig widerlegt". Offenbar befürchtete Moskau ernsthaft Schuldzuweisungen und bereitete bereits eine Gegenoffensive auf dem Informationsschlachtfeld vor.

Doch dies war völlig überflüssig, denn die Kommission zerlegte sich selbst. Mehr als ein Jahr haben Angehörige und Öffentlichkeit auf den Bericht gewartet in der Hoffnung auf Antworten. Diese gibt die Untersuchung nicht. Dass Kiew generell den Luftraum hätte sperren müssen, war ebenso seit Monaten klar wie die Tatsache, dass MH17 von einer Buk abgeschossen wurde. Selbst die russische Führung, der zuvor ukrainische Flugzeuge in der Luft vorgeschwebt waren, war am Ende auf die Version eingeschwenkt.

Interessant wäre also gewesen, von wo aus die Luftabwehrraketen abgefeuert wurden. Doch das von den Spezialisten eingegrenzte Gebiet ist so groß, dass es keine Rückschlüsse auf die Täter erlaubt. Dass eine genauere Eingrenzung außerhalb der Kompetenzen der Flugsicherheitsbehörde liegen soll, klingt unglaubwürdig. Nach so langer Wartezeit hätte die Welt mehr erwarten dürfen. (André Ballin, 13.10.2015)