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Eine Östliche Honigbiene (Apis cerana) bei der Arbeit.

Foto: APA/EPA/HARISH TYAGI

Bern/Brighton– Pflanzen verführen Bienen mit Koffein im Nektar. Das Stimulans regt den Sammeleifer der Bestäuberinnen an und bindet sie an die Futterquelle. Diesen Trick haben Forscher aus der Schweiz und Großbitannien nun aufgedeckt. Wie sie aktuell im Fachblatt "Current Biology" berichten, bevorzugen Bienen eine koffeinierte Nektarquelle gegenüber einer gleichwertig nahrhaften ohne Koffein.

Die Wissenschafter schließen daraus, dass Pflanzen ihren Nektar mit Koffein versetzen, um sozusagen "minderwertige Ware" loszuwerden. "Die Pflanzen setzen die Bienen gewissermaßen unter Drogen und gaukeln ihnen eine höhere Qualität des Nektars vor", sagte Roger Schürch, Leiter der Studie.

Positive Verknüpfung

Basis der Untersuchung waren frühere Forschungsergebnisse, gemäß denen sich Honigbienen Düfte besser merken können, wenn sie unter dem Einfluss von Koffein stehen. Diese früheren Resultate legten eine Beteiligung des Belohnungszentrums im Gehirn nahe. "Ich habe mich gefragt, wie Koffein das natürliche Verhalten der Bienen in der Natur beeinflussen würde", sagte Erstautorin Margaret Couvillon.

Viele Pflanzen enthalten Koffein in niedrigen Dosen. Also untersuchten die Forscher die Reaktion der Bienen auf Zuckerlösungen, die mit vergleichbar niedrigen Koffeindosen versetzt waren oder vollständig koffeinfrei waren. Es zeigte sich, dass das Koffein die Honigbienen zu mehr Sammeltätigkeit anregte. Bienen mit einem "Koffeinkick" leiteten zudem ihre Artgenossinnen vermehrt zur Futterquelle, indem sie im Stock viermal häufiger den sogenannten Schwänzeltanz aufführten, der zur Kommunikation von Ressourcenquellen dient.

Standorttreue

Die Bienen blieben den Futterstellen mit Koffein übrigens auch dann treu, nachdem diese kein Zuckerwasser mehr im Angebot hatten. Sie suchten auch weniger nach alternativen Futterquellen. "Wir waren überrascht, welch durchgängigen Effekt das Koffein auf die Nahrungssuche und die Rekrutierung anderer Bienen hatte", sagte Schürch.

Insgesamt binde Koffein den Bienenstock stärker an eine Futterquelle als eine vom Zuckergehalt her gleichwertige Quelle ohne Koffein. Modellrechnungen der Forscher legen nahe, dass Bienenstöcke Einbußen in der Honigproduktion hinnehmen müssten, falls die Pflanzen dank der höheren Attraktivität des Nektars den Zuckergehalt erfolgreich senken können.

Dies zeigt laut den Autoren, dass die Interessen der Pflanzen und ihrer Bestäuber nicht immer deckungsgleich sind. Ob die Pflanzen den Zuckergehalt im Nektar tatsächlich reduzieren, wenn sie Koffein oder andere sekundäre Pflanzenstoffe im Nektar anbieten, sei jedoch noch nicht untersucht. "Es wäre möglich, dass Chemie ein gängiger Weg ist, wie eine Pflanze die Oberhand über die Bestäuber gewinnen und sie für ihre Zwecke benutzen kann", sagte Couvillon. (APA, red, 15.10.2015)