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Brandon Bryant erhält für seine Berichte über Drohneneinsätze der US-Luftwaffe den Whistleblower-Preis 2015.

Foto: AP Photo/Lido Vizzutti

Am Donnerstag hat der frühere Drohnenpilot Brandon Bryant vor dem NSA-Untersuchungssauschuss des deutschen Bundestags ausgesagt. Seinen Angaben zufolge werden alle Daten für US-Luftangriffe im Nahen und Mittleren Osten über die Luftwaffenbasis in Ramstein geleitet. Bei den Antiterroreinsätzen würden bereits Burschen ab zwölf Jahren als "legitime Ziele" gelten.

Alle Daten über Ramstein

"Alle Daten, jedes einzelne bisschen Dateninformation, das zu Fluggeräten oder Mannschaften übertragen wurde, liefen über Ramstein", wird Bryant auf der Seite des Bundestags zitiert. Nach seinen Angaben hätten ihm seine Vorgesetzten versichert, dass die deutsche Regierung Bescheid wisse und mit den Einsätzen einverstanden sei. Deutschland trage daher die Mitverantwortung, so Bryant.

Fünf Jahre als "Sensor Operator" tätig

Der US-Amerikaner war fünf Jahre lang als sogenannter "Sensor Operator" bei Drohneneinsätzen im Irak, Afghanistan, Pakistan, Somalia und Jemen tätig. Seine Aufgabe war es, die Kameras der Flugdrohnen zu steuern und Ziele zu markieren. Die Drohnen selbst werden von einer zweiten Person gelenkt, der auch den Abzug betätigt. Nach seinen Angaben werden die Piloten von den Kommandostellen als "Kunden" bezeichnet.

Die Signale für die Drohneneinsätze würden über ein transatlantisches Glasfaserkabel aus Deutschland in die USA übertagen. Vor jedem Einsatz habe er sich telefonisch beim Stützpunkt in Ramstein vergewissern müssen, dass die Leitungen zu den Drohnen aufrecht sind.

Kinder als Opfer

Besonders drastisch sind Bryants Schilderungen über die Opfer der Drohneneinsätze. Demnach gelten Burschen über zwölf Jahre als "legitime Ziele". Aber auch bei kleineren Kindern habe man Opfer "nicht besonders tragisch" genommen. "Man muss das Gras mähen, bevor es wächst", sei das Motto gewesen. Man sei davon ausgegangen, dass aus Kindern später ohnehin Terroristen gemacht würden.

Nach Bryants Angaben dienten dabei Mobilfunknummern als Quellen für die Erfassung von Zielen. Die Nummern seien auch von fremden Geheimdiensten geliefert worden. Er berichtet von einem Vorfall, bei dem die US-Luftwaffe die Handynummern von zwei neuseeländischen Lehrern erhalten habe, die versehentlich für Jihadisten gehalten wurden. Beide seien bei einem Luftschlag getötet worden.

Whistleblower-Preis 2015

Bryant wurde bereits im Alter von 19 Jahren von der US-Armee rekrutiert und nach seiner Ausbildungszeit zum Luftwaffenstützpunkt in Nevada geschickt. Erst dort habe er erfahren, dass er Menschen umbringen müsse. 2011 gab der US-Amerikaner schließlich seinen Dienst aus Gewissensgründen auf. Danach wurde bei ihm eine posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert. Bryant gilt als heftiger Kritiker der Drohneneinsätze. Am Freitag bekommt er für seine Berichte von der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler und die deutsche Sektion der internationalen Juristenorganisation IALANA den Whistleblower-Preis 2015 verliehen. (br, 16.10.2015)