Das Publikum denkt sich wahrscheinlich, so ein Popstar wie der Austrofred, der hat sicher irgend so eine riesige Villa in Baden, wo die noblen Leit' wohnen. Aber das hat der Austrofred nicht. Das braucht er nicht. In Wirklichkeit leb ich in einer bescheidenen, fast ärmlichen Wohnung in Wien-Meidling. Sie liegt im Erdgeschoß und hat 60 Quadratmeter. Außerdem hab ich eine kleine Wohnung in München. Eigentlich muss man differenzieren. Sagma mal so: In Wien lebt der Austrofred, in München ist Franz Adrian Wenzl zu Hause.

"So schief, wie das Fernsehwagerl steht ... Schrecklich!" Austrofred in seinem Element, umgeben von stressbedingten schiefen Winkeln.
Foto: Lisi Specht

Ich liebe es, Austrofred zu sein. Austrofred ist eine Bühnenfigur, aber zugleich ist er echt, authentisch, so richtig erdig. Austrofred liebt die Fans. Er liebt es, Autogramme zu geben und unter die Leit' zu gehen. Aber zu Hause freut es mich, auch wieder mal der Wenzl zu sein und sich nix scheißen zu müssen. Dann bin ich einfach nur ich. Dann ist es gut, den Schnurrbart abzunehmen und den ganzen Tag in der Jogginghose herumzulaufen.

Wenn ich nicht auf der Bühne bin, dann ist es mir wichtig, mich zurückziehen zu können. Immer mit einer Flasche Bier im Kühlschrank und mit einem guten Beisel mit billigen Mittagsmenüs ums Eck. Sehr wichtig ist für mich der Fernseher. Da schaue ich mich oder ihn oder wie auch immer regelmäßig an, um meine Auftritte zu studieren, um etwaige Fehler zu korrigieren. Das ist ein wichtiger Part meines Arbeitstages.

Die Wiener Wohnung ist ein klassischer Singlehaushalt. Das Sozialleben findet draußen statt – auf der Straße, im Kaffeehaus oder auch im Hotel, wenn ich grad unterwegs bin, was im Durchschnitt an 150 Tagen im Jahr der Fall ist. Hotels sind so ein Thema. Sie sind entweder supergemütlich und superaufregend mit Pool und so. Oder aber es ist das stilistische Grauen. Besonders schlimm sind die Designhotels, wenn unterm Bett noch das Taschentuch vom Vorschläfer liegt.

Ordnung ist mir besonders wichtig. Ich schau immer, dass ich mein ganzes Graffel im rechten Winkel positioniere. Dann schaut die Wohnung nämlich in wenigen Handgriffen gleich viel aufg'räumter aus. So gesehen, ist die Wohnung jetzt grad in einem ziemlich untypischen Zustand. So schief, wie das Fernsehwagerl steht ... schrecklich! Dazu muss man wissen, dass ich jetzt mit meinen Lesungen mit dem aktuellen Buch und den Vorbereitungen für den Auftritt im Rabenhof ziemlich gestresst und somit in einer klassischen Schiefwinkeligkeitsphase bin. Das gehört auch dazu. Es kann nicht immer alles rechtwinkelig sein.

Ich bin ein sehr genauer Mensch. Ich habe eine genaue To-do-Liste, und es ist wichtig, dass diese erstens niedergeschrieben und zweitens streng rechtwinkelig angeordnet ist. Das schafft Ordnung und Platz im Hirn für meine Arbeit. Ohne rechte Winkel kann ich nicht existieren.

Ganz im Gegensatz zu meinem ausgeprägten Ordnungssinn ist mir die Sauberkeit nicht so wichtig. Jetzt mich nicht misszuverstehen, dass ich im Dreck hause! Aber ab und zu eine Staubmaus, die am Boden herumkriecht, oder zwei oder drei, das ist mir ziemlich wurscht. Staub ist für mich vielleicht so was wie das kreative Chaos für die anderen. Nur ist das Chaos in diesem Fall nicht im Makro-, sondern im Mikrobereich.

Was die Möbel betrifft: Das sind Sachen, bei deren Anschaffung der Zufall regiert. Ein Bauerntisch mit abgesägten Tischbeinen, eine Couch, eine zweite Couch und viel Ikea, weil billig und praktisch. Ich brauch nicht viel Gschisti-gschasti um mich herum. Wovon ich träume: Ich würde gerne in einer großen Lagerhalle wohnen, in der alle Möbel auf Paletten stehen, die man dann mit dem Gabelstapler hin- und herschieben kann, so wie man's grad braucht." (19.10.2015)