Gute Nachrichten von der OMV gab es schon längere Zeit nicht mehr, wenn man von der Bestellung Rainer Seeles als Generaldirektor per 1. Juli absieht. Vorausgegangen ist eine monatelange Wadelbeißerei in der Vorstandsetage von Österreichs größtem Industriekonzern. Wäre der Stoff als Fernsehserie ausgestrahlt worden, man hätte ihn wohl als reichlich übertrieben kritisiert.

So rasch dürfte sich an den schlechten Unternehmenszahlen, die OMV (und andere Mineralölkonzerne) ihren Aktionären derzeit vorlegen müssen, auch nichts ändern. Die Preise für Öl und Gas sind im Keller und dürften dort noch geraume Zeit verharren. Andererseits sind die Produktionskosten gerade in den Gewässern Norwegens, wo die OMV auf Anordnung von Seeles Vorgänger Gerhard Roiss ihr Engagement deutlich ausgebaut hat, hoch – in Zeiten dahindümpelnder Preise möglicherweise zu hoch. Während Shell, BP und Co kurz nach Beginn der Ölpreistalfahrt ab Sommer 2015 neue Strategien ausgebrütet haben, war im Glasturm der OMV noch der Infight im Gang.

Der nötige Strategieüberarbeitungsprozess ist in der OMV erst kürzlich angelaufen, der geplante Verkauf eines Minderheitsanteils an der Gastochter Connect Austria ein erstes, gutes Ergebnis. Damit kann man Cashflow generieren, ohne dass man das Steuer aus der Hand gibt. Das ist aber bestenfalls ein Einmaleffekt. Von der OMV-Führung wird mehr erwartet, als die Investitionsbremse zu ziehen. (Günther Strobl, 19.10.2015)