Die Ballonpilotin
"Von wegen Nebensaison – wir sind mitten im goldenen Herbst. Wenn der so wird wie in den letzten drei Jahren, ist das Ballonfahren noch im November ein Traum: die Sicht klar, das Wetter stabil und angenehm mild. Im Sommer ist es mir oft einfach zu heiß. Ich habe den Pilotenschein nun seit 25 Jahren, 1600 Fahrten hinter mir und kann Ihnen sagen: Was für mich die Nebensaison ist, halten die meisten Passagiere irrtümlich für die Hauptsaison – alle wollen im Sommer fahren, auch wenn es dann trüb ist und man gar nicht so gut sieht.
Ich fahre das ganze Jahr über und denke wahrscheinlich gar nicht so in Saisonen. Entscheidender ist die aktuelle Wetterlage, bei dichtem Nebel geht zum Beispiel gar nix. Aber wir haben hier echt Glück an den Salzburger Seen – der Nebel bleibt oft in Oberösterreich hängen, weil ihn ein stetiger Talwind im Salzachtal zurückschiebt.
Meine Routine erlaubt es mir, mittlerweile selber die Landschaft beim Fahren zu genießen. Und so schnell sind wir ja auch nicht unterwegs. Ich liebe es, jetzt um diese Jahreszeit in 2000 Metern Höhe über die drei Trumer Seen zu gleiten und auf den Ort Mattsee hinunterzuschauen. Er ist organisch gewachsen und kann gar nicht mehr größer werden, weil er auf zwei Seiten von Seen begrenzt wird. Das hat man selten wo.
Was die Zutaten für eine perfekte Fahrt im Oktober sind? Das kann ich Ihnen sagen: Ich gehe so tief wie möglich über einem Wald runter und fahre ihn ab. Die Baumkronen leuchten jetzt in allen Farben – das hat nicht nur mit dem bunten Laub zu tun, sondern auch mit dem sanften Licht in dieser Jahreszeit." (saum)
Heidrun Prosch (51) ist Ballonpilotin bei flyhigh.at in Salzburg und hält den Damen-Höhenweltrekord im Heißluftballonfahren (10.773 m).
(RONDO, 23.10.2105)
"Off Season": Ein Hoch auf die Nebensaison