Unter mangelndem Selbstbewusstsein leidet Michel Platini nicht. "Ich bin, in aller Bescheidenheit, der Beste, um den Weltfußball zu führen", sagte der Franzose am Donnerstag. Nun ja, lange Zeit waren viele der Meinung des Franzosen. Lange Zeit galt er als Favorit für das Amt des Präsidenten des Weltfußballverbandes Fifa.

Aber es ist viel passiert – zum Beispiel eine dubiose Zahlung im Jahr 2011, deretwegen die Fifa-Ethikkommission den Uefa-Chef Anfang Oktober für 90 Tage sperrte. Platini erhielt zwei Millionen Schweizer Franken – angeblich für Beratertätigkeiten für die Fifa zwischen 1999 und 2002. Just im Jahr 2011 unterstützte die Uefa unter Platinis Führung Joseph Blatter im Fifa-Wahlkampf – natürlich reiner Zufall.

Reiner Zufall war auch, dass Platinis Sohn Laurent Europa-Chef von Qatar Sport Investments wurde, nachdem der Vater davor, im Dezember 2010, für die Vergabe der WM 2022 an Katar gestimmt hatte. Von russischen Offiziellen soll Platini nach der Vergabe der WM 2018 an Russland ein Picasso-Bild erhalten haben – auch reiner Zufall. Und es gilt natürlich die Unschuldsvermutung.

Wenn schon nicht unter mangelndem Selbstbewusstsein, so leidet Platini offenbar unter Realitätsverlust. Denn Blatters Nachfolger kann er kaum noch werden. Den Integritätscheck nach Ablauf seiner Sperre wird er wohl nicht bestehen. Zur Fifa-Wahl am 26. Februar könnte er dann gar nicht antreten. (Birgit Riezinger, 29.10.2015)