Wir sind anspruchsvolle Urlauber geworden. In der Familienskiwoche vier Tage lang dieselbe Piste raufzufahren und wieder runterzubrettern, das ist heute höchstens eine Kindheitserinnerung. Touristen verlangen Erlebnisurlaub für ihr Geld: Skifahren, Rodeln, Spa, Massage, Schneeschuhwandern – das volle Programm. Und das können kleine Regionen nicht bieten. Sie apern aus – buchstäblich wie auch wirtschaftlich.

Der Zwist um die Zukunft von Innsbrucks Hausberg Patscherkofel – den zwar die Einheimischen schätzen, dessen Bahnbetrieb sich aber einfach nicht lohnt – ist deshalb nicht weniger als ein monumentales Sinnbild für ein Problem sämtlicher Alpinkulissen: Was ist, funktioniert nicht mehr; radikal neue Wege zu beschreiten, traut man sich nicht. Tourismusexperten predigen seit langem, dass im Sommer die Zukunft liegt. Doch mehr als Kulinarikwandern fällt da den meisten Regionen bis dato nicht ein.

In Tirol wird jeder dritte Euro direkt oder indirekt im Tourismus verdient, schreibt die Wirtschaftskammer. Man lebt vom Gast. Und die Nachbarn geben sich wirtlicher: Die Schweiz wie auch Südtirol arbeiten laufend am Ausbau der Sommerangebote. Darüber hinaus steht inzwischen jedes Bergdorf im Wettbewerb mit den Stränden Ägyptens oder der Türkei. Die Alpen sind von einer sündteuren Infrastruktur überzogen, die flächendeckend nicht mehr effektiv genutzt werden kann. Die Politik baut sie dennoch weiter aus. (Katharina Mittelstaedt, 29.10.2015)