Metallica-Bassist Robert Trujillo, der sich von Jaco Pastorius Spiel beeinflussen ließ.

Foto: Viennale

Den Eindruck eines selbstsicheren jungen Mannes konnte John Francis Anthony Pastorius III. auf jeden Fall erwecken. Ob Bobby Colomby von Blood, Sweat & Tears oder Joe Zawinul – den Musikgrößen stellte sich der Schlaks aus Florida ohne mit der Wimper zu zucken als das vor, was er war: der beste Bassist der Welt.

Herbie Hancock, Sting oder Flea: In Paul Marchands und Stephen Kijaks Jaco bezeugen sie alle, dass der 1987 mit nur 35 Jahren an den Folgen einer Schlägerei Verstorbene ein Ausnahmetalent war, das mit seinem melodiösen und technisch höchst anspruchsvollen Spiel die Sichtweise darauf, was ein Bassist im Bandgefüge zu leisten vermag, grundlegend veränderte. Metallica-Bassist Robert Trujillo zupft heute nicht nur gelegentlich die Saiten des einstigen Arbeitsgeräts seines Vorbilds, sondern hat auch dessen filmische Huldigung mitinitiiert.

Dank seiner Überfülle an Archivmaterial ist das Resultat ein umfassendes – wenn auch konventionelles – Porträt geworden. Private Filmaufnahmen zeigen die Kindheit und die ersten Jahre als jungen Vater, Mitschnitte von Auftritten als Teil von Zawinuls Weather Report oder von Joni Mitchells Band lassen deutlich erkennen, dass hier tatsächlich so etwas wie ein Punkrocker im Jazzpelz am Werken war.

Der von einer Mischung aus Drogen, familiären, beruflichen und psychischen Problemen verursachte Absturz des Helden, der in seinen letzten Monaten auf der Straße lebte und spielte, scheint für seine Weggefährten und Nachkommen nach wie vor nicht gänzlich begreifbar zu sein. Dementsprechend bietet auch der Film auf die Frage nach dem Warum keine einfache Antwort. Alle Analysen könnten aber wohl ohnedies nicht so viel sagen wie ein Blick auf das magische Spiel von Jacos langen Fingern. (Dorian Waller, 30.10.2015)