Ja, das könnte klappen. In Europa dümpelt Nissans Premiummarke Infiniti an der Marginalitätsgrenze herum. Bisher. Aber mit dem kompakten Q30, entwickelt auf Basis des Mercedes GLA, erwartet man sich die Trendwende

Wie lautete Leonard Cohens Song von 1988 doch gleich? "First we take Manhattan, then we take Berlin." Scheint, als versuche sich Nissans junge Premiumtochter Infiniti, im Wendejahr 1989 in den USA lanciert, an dieser Strategie. Drüben ist man inzwischen gut etabliert, in Europa bisher aber über ein Exotendasein nie hinausgekommen – genau das soll nun anders werden. Mit deutscher Schützenhilfe. Mit dem Q30.

Foto: Infiniti

Vor unseren Eindrücken von dessen Präsentation in Portugal nochmal rasch eine kleine Rückblende. In Europa legte Infiniti Ende 2008 stufenweise los, 2010 in Österreich. Von den heuer bis Ende September weltweit verkauften 154.000 Infinitis (Rekord!) landeten bescheidene 16.000 in der Alten Welt, 23 in Österreich; einer der Gründe für dies dürftige Abschneiden heißt Modellpalette, ein anderer Händlernetz.

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Ad 1: Bisher kamen nur auf den US-Markt zugeschnittene Fahrzeuge zu uns. Ad 2: In Österreich gibt es bisher einen einzigen Händler, in Brunn am Gebirge, vor den Toren Wiens. Immerhin will man so rasch wie möglich auf vier Standorte kommen, Linz, Salzburg und Graz sollen sich dazugesellen; klingt rein mathematisch schon viel eher nach Netz und nicht mehr so sehr nach Punkt.

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Und damit zum Q30. Der im englischen Sunderland gefertigte Europasonderbeauftragte ist Infinitis erstes Kind der Kooperation zwischen Daimler und Renault-Nissan. Die Stuttgarter haben den Japanern ihre Frontantriebsarchitektur (deren sich inklusive A-Klasse bereits ein halbes Dutzend Mercedes-Typen bedienen) zur geneigten Weiterverwendung überlassen, das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen und wird 2016 ergänzt durch eine SUVisierte Version namens QX30.

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Konkret hat man sich den GLA hergenommen, das erklärt die verwandten Dimensionen. Das äußere (und großteils auch innere) Erscheinungsbild wurde aber konsequent auf das wogende, barocke Infiniti-Design hingetrimmt, inklusive grimmigen Blicks vorn und verwegen gegenläufigen Bumerangschwungs an der C-Säule. Wirkt schon deshalb ansprechend und erfrischend, weil es so sehr aus dem gängigen Straßenbild hervorsticht – Vorteil eines Exoten, solange er noch ein solcher ist.

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Im Fahrbetrieb gefallen haben die direkte Lenkung und das straffe Fahrwerk, auf schlechten Straßen stellt sich indes eine gewisse Tendenz zur Ruppigkeit heraus. Das gilt besonders für die 20 mm tiefergelegte, nochmal steifer ausgelegte Sportversion. Dynamisch veranlagte Menschen werden aber kaum was aussetzen an dieser Abstimmungsphilosophie. Gut dazu passen auch die Motorisierungen, von denen außer dem allerdings nicht sonderlich spritzigen 1,5-Liter-Diesel (aus dem Hause Renault) alle von Mercedes stammen – wie auch das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe DCT, das die Gänge klack-klack hineinwirft.

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Da der Q30 wie ein Maßanzug geschneidert ist, sollte man sich keine Raumwunder erwarten; mit 368 bis 1223 Litern ist auch der Kofferraum recht knapp bemessen. Was aber jene nicht weiter stören wird, die sich in den Q30 verlieben. Weil nämlich: lässiges Auto. (Andreas Stockinger, 06.11.2015)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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