Susanne Winter im "ZiB 2"-Interview bei Armin Wolf.

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Wien – Nach dem Interview von Armin Wolf mit der ehemaligen FPÖ-Abgeordneten Susanne Winter in der "ZiB 2" vom Dienstag kritisieren Politiker die Interviewführung des ORF-Moderators. Auf Facebook spricht der ehemalige Europarlamentarier der Grünen, Johannes Voggenhuber, von "Lynchjustiz", die "abstoßend, unmoralisch und journalistisch nicht zu rechtfertigen" sei. Wolf selbst verteidigt sein Vorgehen.

"Mediale Hinrichtung"

Voggenhuber prangert vor allem die "lustvoll inszenierte mediale Hinrichtung der Abgeordneten zum Nationalrat" an. Vor allem die Frage Wolfs, was jemand mit Winters Ansichten im Parlament verloren habe, stieß dem Politiker sichtlich auf. Er ist nicht der einzige, der sich nach der Sendung kritisch äußerte. Auch der SPÖ-Angeordneten Daniela Holzinger missfielen Wolfs Fragen. "Nicht nur das Posting von Frau Winter ist inakzeptabel, rassistisch und zum Schämen, auch die heutige Interviewführung von Herrn Wolf war niveaulos. Von neutralem Journalismus keine Rede!", twitterte sie nach der Informationssendung.

Replik auf Facebook

Wolf selbst verteidigt sein Vorgehen auf Facebook und ortet in Voggenhubers Posting gleich mehrere Fehler und Unterstellungen. "Sie haben natürlich auch jedes Recht auf Ihre eigene Meinung zu meinem Interview. Aber bitte nicht auf Ihre eigenen Fakten", so der Moderator in einer Replik.

Redakteursrat springt Wolf zur Seite

In einer Aussendung verteidigt der ORF-Redakteursrat die Interviewführung: "Es bleibt jedem Politiker unbenommen, unsere Arbeit zu kritisieren. Es ist allerdings ein Irrglaube, dass Journalistinnen und Journalisten sich in einem Live-Interview 'neutral' zu verhalten haben. Das würde uns zu reinen Stichwortgebern degradieren."

Und weiter: "Der Live-Gast hat die Möglichkeit, unmittelbar darauf zu reagieren und entsprechend zu antworten. Das ist von den ORF-Aufsichtsbehörden bis hin zum Verfassungsgerichtshof mehrfach ausjudiziert worden. Niemand wird zu einem Interview gezwungen, es kann auch jederzeit abgebrochen werden. Wenn ein Studiogast mit den Fragen unzufrieden ist, hat er jede Möglichkeit, das in der Live-Sendung zu artikulieren. Hier von 'Lynchjustiz' zu sprechen ist absurd und richtet sich argumentativ von selbst", schreibt Dieter Bornemann als Vorsitzender des ORF-Redakteursrates.

Susanne Winter war nach einem Kommentar zu einem antisemitischen Posting am Montag aus der FPÖ ausgeschlossen worden. Sie gab jedoch an, ihr Mandat nicht zurücklegen zu wollen und als "wilde" bzw. "freie" Abgeordnete weiterhin im Parlament wirken zu wollen. (APA, red, 6.11.2015)